• Symbole III - „Brille” •


ie Brille, in früheren Epochen ein Anzeichen von Bildung und „Gelahrsamkeit”, ziert heutzutage die Mehrheit aller Gesichter. Und der Anteil an Brillenträgern steigt weiter, derzeit liegt er bei über 60 Prozent – ein Zuwachs von 50 Prozent seit dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg. Die Zeitspanne, die sich vom Beginn der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis heute erstreckt, firmiert auch unter dem Begriff der Wohlstandsgesellschaft. Nie zuvor in der Geschichte ging es den Menschen so gut wie bei uns. Doch was hat das mit der Brille zu tun?¹

¹ Wenn der Mensch nicht mehr den Großteil seiner Lebenszeit auf die Beschaffung seiner täglichen Nahrung verwenden muss, so kann er sich vermehrt der Entfaltung seiner geistig-seelischen Fähigkeiten widmen. Das setzt allerdings eine gewisse Bildung voraus, die erst durch Wohlstand in einem vernünftigen Maß ermöglicht wird. Nationen mit höherer Bildung weisen in der Folge einen deutlich höheren Anteil von Brillenträgern auf. Ist die Brille nicht ein Symbol fürs Lesen? Im übertragenen Sinn steht sie für das Lesen im Buch der Seele.

„Die Augen sind das Fenster zur Seele” – das ist ein Zitat, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird. Und in der Tat, es ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn man einem lieben Menschen in die Augen schaut. Eine gewisse innere Scheu hält uns davon ab, dies länger als nur einen kurzen Augenblick zu tun, deshalb der Ausdruck: Augen – Blick. Es ist, als ob man eintaucht in ein Meer, dem wir doch selbst entnommen sind, dem Grund der See, die unserer Seele ihren Namen gab. In solch kostbaren Augenblicken kann in uns ein Stück Heimat anklingen, eine dunkle Ahnung dessen, was wir im Grunde unseres Wesens sind; und indem diese Ahnung emporsteigt, vereinigt sie sich mit dem Sonnenlicht, das durch unser Auge fällt, und lässt es hell und warm in unserem Bewusstsein werden. Ein Stück Selbsterfahrung ist das, ein Sich-Erkennen im Spiegel der Seelenschwester oder des Seelenbruders.

„Das Auge sieht, was es sucht” – so formulierte es der Maler Max Slevogt. Wohin also richten wir den Blick?

Ein berühmtes Brillengesicht: Mahatma Gandhi besaß die Fähigkeit, bis auf den tiefsten Grund der menschlichen Seele zu blicken. Keine innere Regung blieb ihm verborgen. Diese Fähigkeit ermöglichte es ihm, auf die Nöte und Bedürfnisse seiner Landsleute einzugehen, sie an der Hand zu nehmen, und sie in die Unabhängigkeit zu führen.

Das menschliche Auge kennt zwei Blickrichtungen: sowohl nach außen, als auch nach innen. Einerseits der Blick in die Weite der Außenwelt, andererseits der Blick auf die kurze Distanz, der die Innenwelt beleuchtet. Hier kommt die Brille als Sehhilfe ins Spiel: Brillenträger werden der Einfachheit halber nach Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit unterschieden. Im Grunde artikulieren diese beiden Begriffe die Stärken desjenigen Menschen, der eine Brille trägt: kurzsichtige Menschen zeigen häufig eine ausgeprägte Sensibilität für die Innenwelt, die Welt der Seele, während weitsichtige Menschen sich eher durch einen klaren Blick für die Belange der Realität auszeichnen. Ideal wäre es, zwischen beiden Polen hin- und herpendeln zu können – denn damit schüfe man die Voraussetzung für eine vollkommen objektive Sicht auf alle Wesen und Dinge.

Die Entwicklung in unserer Gesellschaft hin zur Kurzsichtigkeit ist ein gutes Zeichen. Weltweit sind es momentan ungefähr 1,6 Milliarden Menschen, innerhalb der nächsten zehn Jahre rechnen die Forscher damit, dass der Anteil der Menschen mit einer sogenannten Myopie, dem Fachbegriff für Kurzsichtigkeit, auf etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ansteigen wird² – ein gutes Omen, nicht nur für die Brillenindustrie: mehr und mehr Menschen richten den Blick nach innen, und schenken ihrem Seelenleben größere Aufmerksamkeit. Das ist ein enorm wichtiger Schritt auf dem Weg in das bereits angebrochene spirituelle Zeitalter.

² Quelle: Anna Maria Isabel Wilde, Untersuchungen zur Epidemiologie und Genetik der Myopie

Die Brille korrigiert unsere Fehlsichtigkeit, sei sie nun kurz, oder auch weit. Wir purzeln auf die Erde nieder, um uns zu erkennen. Das wäre gar nicht einmal so schwer, wenn wir uns so sehen könnten, wie wir wirklich sind. Was macht uns blind? Jesus Christus erklärt es in der Bergpredigt folgendermaßen: „Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.” (Matthäus 6, 22) Das Auge ist das Symbol für unsere seelische Sichtweise, der Leib umfasst als Ganzheit Körper und Geist.

Das sind die wesentlichen Fragen, denen wir uns täglich zu stellen haben:

  1. Wie sehen wir unsere Mitmenschen?
  2. Wie sehen wir die Welt?
  3. Und wie sehen wir uns selbst?

Ist unsere Sicht klar, lauter und rein – Luther gebraucht den Begriff „einfältig” – oder ist sie eingetrübt? Durch Verurteilen, Kritisieren, Besserwisserei, und Schadenfreude kann sie sich verdunkeln bis zur vollkommenen Finsternis (Matthäus 6, 23). Um zu überprüfen, wo wir stehen, bedürfen wir der Tagesschule, die das Universum für uns als täglich sich wandelndes Lernprogramm mit großer Sorgfalt plant. Nur im Erleben unserer eigenen Reaktionen auf die Geschehnisse des Alltags lernen wir unsere momentane seelische Sichtweise kennen, und vermögen sie, sofern wir den entsprechenden Wunsch hegen, auch zu verändern. »Brille verlegt? Oder gar hinuntergefallen? Kratzer im Glas? Blaues Auge kassiert?« So drastisch muss unsere Tagesschule beileibe nicht sein. Dies soll nur einmal den Zusammenhang aufzeigen, wie uns das Universum auf eine falsche seelische Sicht richtiggehend „stoßen” kann, sofern wir es nötig haben. Könnten wir denn für ein „Veilchen” rundherum um unser Auge dankbar und auch glücklich sein? Wenn wir den Grund für solch ein Mißgeschick erkennen könnten (die Ursache liegt immer in einer konkreten Verhaltensweise des zurückliegenden Tages begründet; eine Verhaltensweise, die auf einer falschen seelischen Sicht beruhte, und eine Kausalkette in Gang gesetzt hat, die bspw. als „Veilchen” wieder sichtbar wird), so wären wir sichtlich dankbar und froh, denn das sind wir immer, wenn wir etwas wirklich sinnvolles gelernt haben. Und unsere Seele im Spiegel der Außenwelt zu erschauen, ist wirklich sinnvoll! Große Persönlichkeiten haben uns immer wieder darauf hingewiesen: „Das Auge ist ein Verkleinerungsglas nach innen.” (Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker).

Ein besseres Übefeld als die Erde gibt es im ganzen Universum nicht, um uns selbst zu erkennen. Und auf diesem Weg der Selbsterkenntnis wandelt sich unsere seelische Sicht. Aus Verurteilen wird Neutralität. Aus Kritisieren wird Kritikenthaltung und Verstehen. Aus Besserwisserei wird Schweigen. Aus Neid und Schadenfreude erwachsen Großzügigkeit, die dem anderen Glück und Freude gönnt. Und also ward es wieder licht in uns. Wir ahnen es: das ist der Boden, auf dem wahre, allumfassende Liebe gedeihen kann. Wir gehen unbeirrbar unseren Weg, auch unter dem Vorwurf, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen. Denn in uns hallt es wider: „Erst das Auge erschafft die Welt.” (Christian Morgenstern)

Zur Seite Alle Symbole im Überblick gehen




• Symbole II - „Martinshorn” •


as Martinshorn mit seinem pulsierenden Kobaltblau ist in seinem Sinngehalt, als Symbol im Rahmen der Tagesschule, durchaus ambivalent zu verstehen: »Es droht Gefahr – die Rettung naht!« Die Tonfolge im Quartabstand ist bereits kleinen Kindern vertraut, und geht auf den Jagdhornruf bei drohender Gefahr zurück.

»Es brennt, es brennt!
Und alles rennt.
Sirenen heulen, es ertönt: „Tatü-Tata”,
die Feuerwehr – sie ist schon da.«

Eins – zwei – drei – es wird gelöscht. Und wie wir sehen, ist es das Wasser, das uns Hilfe und Linderung bringt.

Viele Menschen trinken zu wenig Wasser. Sie sind Feuer und Flamme für dies und jenes, für berufliche Herausforderungen, für die Belange der Familie, für gesellschaftliche Verpflichtungen – da bleibt wenig Zeit für die Befriedigung eigener Bedürfnisse. Oft genug lassen wir uns in den Strudel der Alltagshektik mit hineinziehen, so dass der Lebensmotor im roten Drehzahlbereich agiert. Er überhitzt sich und glüht aus, wird brüchig und spröde. Was das auf den Körper übertragen bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Seit langem sind Herz- und Gefäßkrankheiten in den Industrieländern die häufigste Todesursache. Was tun?

Wie hoch ist Ihr Wasserspiegel? Für den menschlichen Körper sind 72 Prozent Wasseranteil ideal.

»Wasser! Ein Königreich für ein Glas Wasser!«

Wasser ist ein köstliches Nass, das in unseren Breitengraden im Überfluss zur Verfügung steht. Wer in der Wüste am Verdursten ist, der kann Wasser wahrlich schätzen. Wenn unser Körper Wasser braucht, dann drücken wir aufs Gas. Wir lassen ihn brennen, glühen und dürsten, manchmal über Stunden hinweg. Bis das Haus in Schutt und Asche liegt. Und wenn der Ozean in uns dann irgendwann einmal verdunstet ist, so sterben wir. An Wassermangel.

Wie gut, dass es das Martinshorn gibt! Mehrmals am Tag dringt es an unser Ohr, und erinnert uns daran, dass es zu löschen gilt: »Wasser marsch!« Wasser erscheint unserem Auge blau, weil sich der Himmel darin spiegelt. Ein Wink des Himmels: blau ist auch die Farbe des Signalhorns, das wir deshalb ja auch „Blaulicht” nennen. Ist es nicht frappierend, zu erleben, wie häufig das Martinshorn gerade in größeren Städten zu vernehmen ist? Kein Wunder. Die Geschäfte florieren, die Menschen rotieren. Die Drehzahl steigt mit der Geschäftigkeit. Sie ist in der Stadt deutlich höher als auf dem Land. Die Folge: es muss auch dementsprechend häufiger gelöscht werden. Alles spiegelt sich in allem. Mikrokosmos gleich Makrokosmos.

Das Beispiel mit dem Wasser ist nur ein spezifisches Beispiel für das Martinshorn als Symbol innerhalb unserer Tagesschule. Gefahr und Hilfe sind in diesem Symbol vereint. Es will uns immer sagen: »Die Rettung naht!« Und immer müssen wir selbst einen Schritt dazu beitragen. Oder zwei. Fürsorglichkeit ist eine Tugend – und verhilft zur Jugend – eine Wasserflasche jederzeit griffbereit zu haben, ist wirklich kein Aufwand. Auch außer Haus. Ein Dromedar ist dafür nicht von nöten. Wir leben schließlich nicht in der Wüste.

Verallgemeinert symbolisiert das Martinshorn die Hilfe, die unser Körper dringend benötigt – genau zu dem Zeitpunkt, wo es an unser Ohr dringt. Was unser Körper zu diesem Zeitpunkt braucht, müssen wir intuitiv erspüren: ein reinigendes Glas Wasser, oder ein aufbauendes Nussmilchgetränk, oder gar eine vollwertige Mahlzeit. »Gesundheit!« Lacht der Körper, lacht die Seele. Das ist die Selbstliebe, die sich das Universum von uns wünscht.

Zur Seite Alle Symbole im Überblick gehen




• Symbole I - „Ampel” •


rün und Rot empfinden wir als Komplementärfarben, auch wenn sie sich im Farbkreis nicht genau gegenüberliegen. Sie kontrastieren sehr stark, und sind deshalb gut dafür geeignet, gegensätzliche Positionen auszudrücken. Im Straßenverkehr wird dieser Umstand dazu genutzt, den Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, ob sie passieren dürfen, oder nicht: Ampelschaltungen sind uns von frühsten Kindesbeinen an vertraut.

Im Kindergarten ist es Pflicht, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen. Wie verhält man sich an einem Zebrastreifen? »Arm ausstrecken, Blick nach links, Blick nach rechts, und noch einmal, zur Kontrolle. Falls ein Auto kommt, den Blickkontakt mit dem Fahrer suchen. Warten, bis der das Zeichen gibt, dass er dich gesehen hat.« Und noch einmal: »Blick nach links, und Blick nach rechts . . . «

Geistig aufgeschlossenen Menschen dürften Redewendungen wie „Mikrokosmos gleich Makrokosmos” oder „wie oben, so unten” durchaus geläufig sein. Das Spiegelprinzip lässt grüßen. Es dient dem Menschen hier auf der Erde dazu, sich leichter im Spiegel der Außenwelt zu erkennen. Was hat denn unsere Ampel mit diesem Spiegelprinzip zu tun? Stellen wir uns doch einfach einmal unser gesamtes irdisches Dasein so vor, als wären wir Verkehrsteilnehmer auf einem Verkehrsübungsplatz.

Verkehrstraining

Signale erkennen und beachten: die irdische Schulung vermittelt das Rüstzeug für höhere Ebenen im Universum.

Auf diesem Verkehrsübungsplatz gelten ganz klare Regeln und Vorschriften. Sie gilt es zu erlernen, um sie daraufhin in der Praxis zu erproben. Diese Regeln und Vorschriften dienen keinem Selbstzweck, sondern der Sicherheit und Geborgenheit aller Beteiligten. Das ist leicht einzusehen, oder? Warum passieren dann so viele Unfälle? Weil es viele Verkehrsteilnehmer reizt, diese Regeln und Vorschriften zu übertreten. Schnell dahinzubrausen, macht mehr Spass als nur zu schleichen, und ein Gläschen Wein in Ehren . . . Wenn da nur die Polizei nicht wäre! Dein Freund und Helfer will sie sein. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, auch wenn die Kontrollmechanismen nicht immer leicht durchschaubar sind.

»Da rollt ein Knöllchen mir ins Haus,
ist nun der Ofen für mich aus?«
 
»Nein, nein, ‘s ist eine Warnung nur -
verlier mir ja nicht Deine Spur . . . «

Prüfungsebene Erde

Die Erde ist unser Verkehrsübungsplatz. Wir lernen das Regelwerk kennen und üben permanent, diese Vorschriften zu verinnerlichen; regelmäßig werden wir im Rahmen unserer Tagesschule daraufhin überprüft. Erinnert uns das nicht ein wenig an die allgemeinbildende Schule, wo ja ebenfalls Kontrollmechanismen notwendig sind? Auf höheren Ebenen sind diese Kontrollmechanismen allerdings überflüssig, weil ohnehin nur derjenige Zugang bekommt, der auf der Erde den erforderlichen Führerschein bereits erworben hat. Um Missverständnissen vorzubeugen: nicht den Führerschein Klasse I, II, oder III, sondern den folgenden:

Was aber, wenn jemand mit diesen Regeln und Vorschriften partout nicht einverstanden ist? Bitteschön! Es gibt keinen Zwang. Nur Ursache und Wirkung. Jeder Mensch kann auf der Erde tun und lassen, wie es ihm beliebt. Auch wenn alle Ampeln auf Rot stehen sollten. Entscheidungsfreiheit nennt sich das.

Hier schließt sich der Kreis. Nahezu jeder kennt die Situation, dass nichts mehr geht. Alle Ampeln stehn auf Rot – und wir sind in Not. Was tun? Alles fügt sich hingegen wie von Geisterhand, wenn wir „Grünes Licht” für eine Entscheidung bekommen.

Das sollten wir begreifen: für jede von uns geplante Entscheidung, und sei sie noch so klein und unbedeutend, gibt es eine Ampelschaltung, über die uns eine höhere Instanz – die den Überblick über das gesamte Verkehrsgeschehen hat – mitteilt, ob unsere Entscheidung der Weiterentwicklung des Universums zuträglich oder abträglich ist. Und nicht nur das: ist unsere Entscheidung der Weiterentwicklung des Universums dienlich, so profitiert in gleichem Maß unsere Seele. Sie wird intelligenter und verbessert die ihr innewohnenden Werte. Unsere Intuition, die Verbindung zur Wahrheit im Universum, prägt sich stärker aus. Je mehr Achtsamkeit wir dem gegenwärtigen Augenblick schenken, um so deutlicher können wir intuitive Denkanstöße, Gefühle und Bilder wahrnehmen. Konzentration auf das im Moment wesentliche heißt hierfür das Zauberwort.

OperationssaalGrün ist die Farbe der Konzentration! Denken wir nur einmal an die Arbeit in den Operationssälen, wo höchste Konzentration erforderlich ist. Oder – und das nachstehende Beispiel ist mir sehr viel symphatischer – an die herrlich begrünte Natur im Frühjahr und Sommer. Wo kann man leichter den Zugang zu sich selbst und seinem Innersten wiederfinden, als im tiefsten Wald? Grün ist die Farbe der Konzentration. Und Grün ist auch die Farbe der Ampel, die uns passieren lässt.

Nicht immer säumen Ampeln unseren Weg – den Städtern sind sie sicherlich vertrauter als den Menschen auf dem Dorf. Gleichwohl sollten wir uns alle angewöhnen, unsere Entscheidungen mit dem Symbol der Ampel zu verknüpfen. Das tun wir, indem wir jedesmal ganz einfach fragen:

»Hab’ ich denn dafür grünes Licht?«

Und wenn die Ampel vorerst schwarz bleiben sollte, dann sollten wir den Mut und die Gelassenheit zum Warten aufbringen, und nicht unüberlegt entscheiden. Die Zeit zum Überdenken ist doch ein Geschenk. Und wenn wir mehrfach nachfragen, wird die Ampel irgendwann aufblitzen. Dann ist es Zeit zum Handeln. So oder so? Die Weichen sind gestellt. Wir sind in der Spur. Weil wir gefragt haben.

Zur Seite Alle Symbole im Überblick gehen




• Die Symbole der Tagesschule •


ntuitiv durch den Tag zu gehen ist ein Übefeld, das uns Menschen nicht immer leicht fällt. Zu sehr sind wir gewohnt – denn so werden wir erzogen – dass wir unsere Entscheidungen mit dem Verstand fällen. »Wie schön wäre es, nur das zu tun, was ICH will!« So denkt der Mensch. »Denkste!« Die Lebensgesetze dulden es nicht. Sie nehmen uns in die Pflicht. Und führen uns zum Licht. Wenn wir zum Licht denn wollen. Das Übefeld auf diesem Lichtweg heißt: seelisch Lernen aus den Prüfungen der Tagesschule. Kleine Lektionen, die uns helfen, zu erkennen, dass es besser ist, die Zügel aus der Hand zu geben. Das tut not, in einer Welt, die immer unübersichtlicher wird. Ein Irr- und Verwirrgarten, indem sich viele Menschen verlieren.

Wo kommt die Rettung her? Von „Oben”. Führung heißt das Zauberwort.

Sich führen zu lassen, erfordert: Demut.
Demut heißt: Fragen und Bitten.

Wer klopft, dem wird aufgetan. Die Antworten weiß nicht der Wind, sondern die Intuition. Blitzartig dringen Bilder ins Bewusstsein, und wir wissen, was zu tun ist. Geistesgegenwärtig gilt es dann zu handeln.

Intuitiv zu handeln, erfordert: Mut.
Mut heißt: Nein sagen, auch wenn’s schwerfällt.

Daraus resultieren bessere Entscheidungen, im Einklang mit der inneren Stimme und dem Gewissen: »ein sanftes Ruhekissen!« Das ist der Lohn guter Entscheidungen.

Symbole helfen uns, die Tagesschule zu erhellen. Sie werfen Licht auf Zusammenhänge, die wir nur allzugern unter den Teppich kehren. Das muss nicht sein. So weh tut es denn wirklich nicht, sich selbst im Spiegel zu erkennen.

Symbole lassen sich leicht fassen, gebt fein acht: ich hab’ euch achte mitgebracht.

Die 8 einprägsamsten Symbole der Tagesschule im Überblick

  1. Ampel

    Bedeutung: »Stop!« oder »Go!«, je nachdem wie man sie antrifft.

  2. Blaulicht

    Bedeutung: »Tatüüü – tataaaa« – da kommt die Hilfe! Häufig ist sie nur einen Schritt oder einen Handgriff weit entfernt. Man muss sie nur erkennen.

  3. Brille

    Bedeutung: Sehhilfe zur Korrektur einer falschen seelischen Sicht; Aufforderung zum genauer hinschauen.

  4. Hahn und Pfau

    a)

    Hahn

    Bedeutung: Dem Hahn schwillt gleich der Kamm. Sein ausgeprägtes Geltungsbedürfnis spiegelt sein geringes Selbstwertgefühl. Er ist von der Anerkennung durch andere abhängig.

    b)

    Pfau

    Bedeutung: Pendant zum Hahn. »Ich Ich Ich!« Imponiergehabe, Wichtigtuerei, Mittelpunkt spielen.

  5. Sackgasse

    Bedeutung: »Halt!« – kein Durchkommen. Auswegslos. »Du befindest Dich nicht auf dem richtigen Weg.«

  6. Scherben

    Bedeutung: Wunde, Verletzung, Waghalsigkeit im Umgang mit dem eigenen Körper.

  7. Schnecke

    Bedeutung: »Tempo drosseln!« Zum eigenen Rhythmus zurückfinden, sich nicht aus der inneren Ruhe bringen lassen, frei nach dem Motto: »langsam, langsam, es eilt!«

  8. Schlüssel

    Bedeutung: Türöffner, entscheidender Denkanstoß oder Schlüsselerlebnis.

Achtet einmal darauf, wo, wie, und in welcher Form euch diese acht ausgewählten Symbole begegnen (es gibt noch sehr viel mehr davon). Die Tagesschule ist äußerst mannigfaltig. Und vor allem: geht wach und entspannt durch den Tag! Beobachtet, ob euch Symbole in der Innen- oder Außenwelt begegnen. Beides ist möglich. An was habt ihr in dem Moment gedacht, als ihr mit einem Symbol konfrontiert wurdet? Bezüge und Assoziationen stellen sich wie von selbst ein, wenn man offen und bereit für sie ist – und vor allem, wenn man mehr über die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Verhalten und dem daraus resultierenden Geschehen in der äußeren Welt erfahren möchte.

Die Tagesschule ist es, die das Buch eures Lebens schreibt. Schlagt es auf, und lest darin! Nur so könnt ihr von Tag zu Tag ein wenig mehr erkennen, wer ihr seid.

Doch letztendlich dient der Prozess der Selbsterkenntnis nur dem einen Ziel: den Boden für die wahre Liebe zu bereiten. Sie ist es, die uns von allen Verletzungen heilt, und uns von allem Besitzdenken, von aller Eifersucht, von Gier und Leidenschaften befreit. Das kann man nicht erzwingen. Doch kann man daran arbeiten, lange, fruchtbringende Jahre hindurch, stets treu seinem Innersten ergeben. Zuerst die Pflicht. Und dann das Licht. Ganz langsam kommts, beginnt’s zu strahlen: das Licht, nachdem Du Dich gesehnt, trägst Du – und trugst Du immer schon – in Dir . . .

postscriptum: In den nächsten Wochen werden wir die einzelnen Symbole ein klein wenig unter die Lupe nehmen; das Ziel ist es, das Rüstzeug zu erwerben, um sie in der Praxis des Alltags richtig handhaben und sinnvoll anwenden zu können. Denn bekanntlich fallen Meister ja nicht vom Himmel, der Weg verläuft geradewegs andersherum . . . :smile:




• Meine Tagesschule – Deine Tagesschule? •


anchmal frage ich mich, ob ich der einzige Mensch bin, der so etwas wie die Tagesschule erlebt. Doch da sind durchaus Hinweise, dass dem nicht so ist. Die kleinen Erlebnisse, die uns den lieben langen Tag vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen begleiten, sind nicht einfach nur Belanglosigkeiten. Da sind kausale Zusammenhänge, die uns etwas sagen wollen. Das wird mir umso deutlicher bewusst, je mehr ich versuche, über sie hinwegzusehen – und hinwegzugehen. Es ist so, als ob ein Blinder, dem sich die Augen wundersam geöffnet haben, sein Augenlicht zurückgeben wollte: »Nein, sehen, nein, das will ich nicht!« Wäre das nicht fatal? Doch wenn wir sie nicht sehen – und oft auch gar nicht sehen mögen: die Tagesschule – sie ist immer für uns da.

Die scheinbaren Belanglosigkeiten, die uns aus dem Füllhorn der Tagesschule entgegenpurzeln, haben alle eine Botschaft, durch die eine höhere, objektive Instanz zu uns spricht. Wie eine Stimme aus dem Radio, nur dass sie direkt aus dem Äther kommt. Wie war das? Wir erinnern uns: Sender und Empfänger, Physikunterricht zweites Jahr. Haben wir nicht eine innere Stimme? Wir können jederzeit eine Verbindung aufbauen. Stellen wir unsere Antennen also auf Empfang! Die Sendung hat schon längst begonnen . . .

Um genau zu sein, sie beginnt synchron mit unserem Wachbewusstsein. Und so liegt es auf der Hand, für was wir Sorge tragen müssen:

  1. wirklich aufzuwachen und
  2. bewusst durch den Tag zu gehen.

Die Erlebnisse der Tagesschule sind meist unscheinbar, und werden oft in ihrer wahren Bedeutung nicht erkannt. Doch gerade diese alltäglichen, unbedeutend erscheinenden Begebenheiten halten uns den Spiegel vor. Deshalb lohnt es sich, einmal genauer hineinzuschauen:

Da wanderte ich gestern durch ein einsames Tal, und es zeigte sich weit und breit keine Menschenseele. Es begann schon langsam zu dunkeln, und ich musste an den Nachhauseweg denken. Die Blase drückte, und ich entleerte sie. Es war wie verhext: seit über einer Stunde war ich niemandem begegnet, doch just in diesem Moment bog ein Jogger um die Ecke. Eine Stunde hat 3600 Sekunden, und ausgerechnet in den fünf Sekunden, in denen sich unserer beiden Wege kreuzten, musste ich Wasser lassen. Eine unangenehme Situation, und Schulung, für uns beide. Was war meine Schule? Mir kamen im Nachhinein einige Situationen vom Vortag, an denen ich erkennen konnte, dass ich mich mehr um Würde bemühen sollte – besonders dann, wenn ich für mich alleine bin, und ich denke, »dass es eh niemand sieht«. Und die Schule des Joggers? Sich darüber auszutauschen, wäre aufschlussreich gewesen – denn sie kann ja völlig anders als die eigene geartet sein.

Manchmal darf man auch als Statist in der Tagesschule anderer Menschen eine kleine Rolle übernehmen. Da marschierte ich mit festem Schritt und zwei Walking-Stöcken auf einem geschotterten Waldweg, und überholte zwei Spaziergänger, ein älteres Paar. Der Mann drehte den Kopf, schaute mir beim Gehen mit den Stöcken zu – und rutschte mit einem Bein auf den losen Steinchen weg. Ausgerechnet in den fünf Sekunden, in denen sich unserer beiden Wege kreuzten . . . Gut, dass sich beide eingehakt hatten, so war nichts weiter passiert. Doch durfte ich dem guten Mann nicht einen Wink mit dem Zaunpfahl – pardon, wollte sagen, mit den Walking-Stöcken geben? Und was mich anging: vielleicht hätte ich mein Tempo drosseln, und nicht so schneidig überholen sollen. Rücksichtnahme ist schließlich eine Zier. War ich am Vortag rücksichtslos?

Die Tagesschule zu enthüllen, und damit dem inneren Auge sichtbar zu machen, ist Nahrung für die Seele. Dieses Bemühen schärft sowohl Wahrnehmungsfähigkeit als auch Beobachtungsgabe, und treibt damit den Prozess der Selbsterkenntnis enorm voran. Der Blick wandert ständig hin und her, von Außen nach Innen, von Innen nach Außen. Rezeption und Reflexion reichen sich in kontinuierlichem Wechsel die Hand.

Wie eng wir alle miteinander verwoben sind, soll folgende Situation verdeutlichen: ich sitze an einem Tischchen in einer kleinen Selbstbedienungscafeteria, und verspeise mein Frühstück, das ich von zu Hause mitgebracht habe. Obst und gemahlene Nüsse. Ich versuche, bewusst zu essen, und mit meinen Gedanken bei der Mahlzeit zu bleiben. Eine Frau kommt herein, holt sich einen Apfelkuchen, setzt sich, und zieht ein Büchlein aus der Tasche. Während sie liest, rührt sie in ihrer Tasse. Sie schiebt ein Stück vom Apfelkuchen in den Mund, und . . . blättert weiter. Auf einmal schreckt sie auf. Eine Wespe hat es auf ihren Apfelkuchen abgesehen. Sie versucht, die Wespe zu vertreiben. Ohne Erfolg. Sie trägt den Teller mit dem Kuchen zum Fenster, und will es öffnen. Es klemmt, und öffnet sich nur einen kleinen Spalt. Die Wespe, die sie abschüttelt, will von dem Spalt nichts wissen, und kehrt alsbald auf ihren Teller zurück. Nichts zu wollen. Zwei Meter weiter lachen die herrlichsten Früchte von meinem Teller: Pfirsich, Melone, Birne, saftig und ausgereift. Doch das interessiert die Wespe nicht im Geringsten. Und so ist die Frau gezwungen, das Büchlein zur Seite zu legen, und ihre ganze Aufmerksamkeit dem Teller zu widmen, bis sie mit dem Essen fertig ist. Wie interessant wäre es für uns beide gewesen, über diese Situtation und die gegenseitigen Spiegelungen zu sprechen! Wieviel mehr könnten wir aus dem Fundus der Tagesschule lernen, wenn wir unsere Wahrnehmungen nicht für uns selbst behalten würden.

Die Zeit wird kommen, in der wir erkennen, wie vorteilhaft es für uns alle ist, wenn wir Erlebnisse aus der Tagesschule miteinander austauschen. Die Zeit des Lichts und der Geborgenheit erfordert, dass wir gemeinsam seelisch lernen. Im gegenseitigen Austausch multiplizieren sich die Lernschritte des Einzelnen in der Gesamtheit gleichgesinnter Menschen, und die Wahrheit ist: sie potenzieren sich sogar. Das ist die gewünschte Effektivität, mit der das Universum arbeitet. Die Eigendynamik will jedoch erst einmal freigesetzt werden. Jeder kann dazu beitragen. »Ermuntre dich, mein schwacher Geist!« – denn du bist stark, so du es willst!