s ist Hochsommer, und die Temperaturen nähern sich dem Siedepunkt. Erste Bürgerpflicht: Trinken!
Müßig die Frage, wer und was wir sind; doch eines steht zumindest fest: zu 70% bestehen wir aus Wasser. Ein kleiner Ozean, sozusagen, und wären wir ein Wassertropfen, dann begäben wir uns auf die Spuren von Jules Verne: „eine Reise bis zum Mittelpunkt des Körpers”.
Wie es um unseren inneren „Ozean” bestellt ist, hängt von vielerlei Faktoren ab; es ist ein ewiger Kreislauf der Erneuerung und Reinigung, und gleicht somit dem Wasserkreislauf der Natur bis aufs Haar. Wir sind ein Teil von ihr, und können ohne sie nicht gedeihen; sie ist langmütig und geduldig, und hat uns manches zu verzeihen.
„Zurück zur Natur!” – so rief Jean-Jacques Rousseau uns bereits vor 250 Jahren zu, und seine Epistel haben an Aktualität seit jener Zeit erheblich dazugewonnen. Wir haben uns zu sehr von den Urgründen unseres Daseins entfernt. Könnten Sie ohne technische Hilfsmittel in freier Natur ein Feuer entfachen? Wüssten Sie sich Nahrung zum Überleben zu sichern – alleine mit den Kräutern, Samen und Früchten von Wald und Wiesen? Wir sind abhängig geworden, und leben am Gängelband einer hochtechnisierten Zivilisation. Sollten wir nicht wieder lernen, dem intuitiven Erspüren unserer Lebensgrundlagen mehr Raum zu geben?
Gestern war ich mit dem Rad unterwegs. Da stellt sich jedesmal die Frage, was man wirklich mitnehmen soll. Alles hat sein spezifisches Gewicht, und Wasser ist besonders schwer. Deshalb begnügte ich mich mit einem 0,5 Liter Fläschchen, sicherlich ein Tropfen nur, auf den heißen Stein. Doch ich vertraute darauf, unterwegs immer wieder einmal auffüllen zu können. Schließlich lebe ich hier nicht in der Wüste Gobi. Da stehe ich dann vor einer wunderschönen Quelle, schwitzend und durstig, und trinke mich nach Herzenslust satt. Das Wasser ist frisch und sehr kühl, und dadurch, dass es erst einmal durch die Schichten des Buntsandsteins sickern muss, bevor es wieder zu Tage tritt, auch unglaublich weich – ein richtiger Hautschmeichler, und, nicht zu vergessen, ideal zum Bierbrauen. Schwarzwaldwasser ist eine Kostbarkeit. Gut getan hat es mir, und als ich mich aufrichte, sehe ich das Hinweisschild (gelber Pfeil) „kein Trinkwasser”. Aha. Habe ich mich also geirrt? Nein. Ich habe noch immer beste Gefühle, mit dem, was jetzt in meinem Bauch umherkullert. Doch Ordnung muss sein. Und um für Ordnung zu sorgen, müssen Verordnungen her. Und die Trinkwasserverordnung verordnet nun einmal, dass Wasser untersucht werden muss, bevor es sich Trinkwasser nennen darf. Und da Untersuchungen kostspielig sind (und in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssten), macht man stattdessen lieber ein kleines Hinweisschild, an jede gute Quelle. Kann man durchaus nachvollziehen, auch wenn man anstatt „kein Trinkwasser” beispielsweise „Trinken nur auf eigene Verantwortung” darauf schreiben könnte. Ich bin daran gewöhnt, eigenverantwortlich zu handeln – unter Einbeziehung dessen, was mir meine Intuition rät. Also trinke ich auf eigene Gefahr – auf dass mich Gott bewahr’; denn er hat mich schließlich auch zur Quelle geführt, und mir schöne Gefühle für diesen Ort gegeben.