• Arm werden •


»Das will ich aber gar nicht!«

»Ja, ja, das sollst Du ja auch nicht!«

Ich will nur versuchen, Dir ein tieferes Verständnis für die Entwicklungslinie Deiner Seele zu ermöglichen, im Hinblick darauf, dass wir selbst in der Verantwortung für die Erschaffung unserer Realitäten stehen, und das Tag für Tag. Doch da wir häufig über das Gegenteil unserer Anschauungen geschult werden – wie beispielsweise Schönheit in der Konfrontation mit dem Häßlichen zu erkennen – sei es mir gestattet, dem geneigten Leser aufzuzeigen, wie leicht es ist, arm zu werden: indem er blind der Masse folgt . . .

Anmerkung: Dieser Beitrag ist eine Fortführung des letzten Artikels vom 18. April. Zum besseren Verständnis sollte dieser zuerst gelesen werden.

Und die Tagesschule geht weiter. Ich bleibe heiter, notgedrungen, denn mit der Credit-Card, da wurd’ es nüscht. Kunde geködert, Antrag abgelehnt, mangels Masse in der Kasse. »Und meine Schuldenfreiheit?« Die zählt hier nicht. Was zählt, allein, ist Masse – Eingang und Ausgang, Plus und Minus, möglichst viel davon, in jedem Monat, und das am besten immer schön regelmäßig, von der Wiege bis zur Bahre, from the cradle to the grave.

Verantwortung übernehmen

Tut mir leid, da kann ich nun einmal nicht mit, und da will ich auch nicht mit. Meine Vision von Freiheit und Aufrichtigkeit geht andere Wege, und meine Vision? – nein, die gebe ich nicht preis. Eingang und Ausgang? – den behüt’ mir Gott.

Mein Leben verläuft anders, als die Bank es will, voll unerwarteter Wendungen, verschlungener Pfade, unbekannter Gewässer, voller Untiefen und Klippen, ein Auf und Ab, das es einem nicht leicht macht, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Gott sei Dank. Langeweile kenne ich nicht mehr, seit ich die Verantwortung für mein Leben übernommen habe. Seither heißt es nur noch: »Kreuzen gegen den Wind!« Und je mehr die Wellen wogen, desto straffer halte ich dagegen. So wird der größte Widerstand zum Segen, denn er kräftigt meine Seele ungemein. Er hilft mir auch, das Wesentliche besser zu ergründen, und folgerichtig wesentlich zu handeln, aus den Erfordernissen der jeweiligen Situation heraus. KREATIVITÄT und INTUITION, die dem Steuermann in der Finsternis zu Fixsternen werden, sind ebenso meine unentbehrlichen Wegweiser geworden. Sie leuchten am Firmament heller als eh und jeh: doch was sich unter ihnen, auf der irdischen Verwicklungsbühne, an Irrungen und Verwirrungen offenbart, das entbehrt der treffenden Begrifflichkeit.

»Ist’s eine Mischung aus Komödie und Tragödie?«

Ob Lustspiel oder Trauerspiel, das bleibt sich gleich, wir wissen es, ist es doch eine Frage nur der Sicht. Unendlich ist sie, die Geschicht. Und kostenlos, dazu. Zuschauer sind wir, Anteil nehmend, doch mitspielen lässt man uns, wenn überhaupt, nur als Statisten. Alles andere wäre zu gefährlich. Unsre Seele könnte schließlich Schaden nehmen. Wir verstehen. Und sind glücklich. Oder auch nicht. Demut hilft, sich leichter damit abzufinden.

Den Dingen auf den Grund gehen

Aprops Demut: das war mein Tagesthema, als just die Bank mir schrieb: Girokonto angelegt – no creditcard for you. »Ich wollte doch kein Girokonto!« So habe ich demütig das Unternehmen „Kreditkarte” storniert – das entsprach übrigens auch meinem Gefühl bei den ersten Recherchen hierzu, doch beharrte mein Verstand darauf, den Antrag zu stellen, weil ich keine andere Möglichkeit sah, an die Software zu gelangen, die ich glaubte, unbedingt zu benötigen, und die nur per Kreditkarte zu beziehen ist (siehe vorangegangenen Beitrag Reich werden). Doch was sollte nun ohne Kreditkarte und somit ohne Software mit meinem Scanner geschehen?

Welche Folgen diese Fragestellung auslösen würde, war mir nicht im Geringsten bewusst, und sie alle zu erörtern, würde ganze Bücher füllen – wofür hier nicht der Platz ist. Nur so viel: es begann eine Odyssee in die Unterwelt der Bits und Bytes, und dieser Sache – aufgrund meiner Gefühle und meiner Intuition, die mir klar sagten, dass es eine Lösung gebe – auf den Grund zu gehen, entfernte mich für gut zwei Wochen vom gewöhnlichen Leben der Menschen, von Licht und Sonne, von regelmäßiger Nahrung, und regelmäßigem Schlaf. Es war etwas in mir, das mich nicht zur Ruhe kommen ließ, und ich spürte tief in mir: »da musst du durch!«

Nun bin ich durch alle Schwierigkeiten hindurchgegangen, das System ist vollkommen neu aufgesetzt, und dank intelligenter Virtualisierung scheint die Sonne wieder, glänzender als je zuvor! Und siehe da, mein Scanner gehört auch wieder zur Familie. Alles ist neu, meine Vorstellungen und Planungen konnte ich zu einhundert Prozent verwirklichen. Darüberhinaus bin ich reicher geworden, das kommt mir deutlich zu Bewusstsein. Nicht nur an Computererfahrung (was nicht das Wesentliche ist), sondern an Tapferkeit, positiver Neugier und Gottvertrauen.

Lehrmeister Tagesschule

Allerdings: um zu den für mich hilfreichen Informationen zu gelangen, galt es, das verwirrende Labyrinth, das das Internet vor unseren Augen ausbreitet, in entsprechenden Bereichen zu durchforsten. »Ein Irrsinn!« Wer hier noch wenig Orientierung in seinem Leben hat, womöglich jung an Jahren, der ist in großer Gefahr. Verlockungen und Versprechungen allerorten, Meinungen, die alles zu rechtfertigen scheinen – das Internet als Spielwiese der unbegrenzten Möglichkeiten? »Eine Anleitung zum Arm werden, wer der Gier anheimfällt!« Ein Desaster für die Seele, und eines für die Geldbörse, der Tiefstpreisgarantie mancher Anbieter zum Trotz.

»Wovon ich spreche?« Nun, hier ein kleines Beispiel. Durch die Verzögerung mit meiner Systeminstallation wurde es eng mit dem Auslieferungstermin für einen Auftrag. Ich musste eigentlich nur noch wenige CDs bedrucken. Gesagt, getan, doch der Drucker weigerte sich, weiterzudrucken. Eine Glanzveredelungskartusche war leer – eine, die beim CD-Bedrucken gar nicht zum Einsatz kommt, wie ich nach längerer Recherche herausbekam. »Solch eine Gemeinheit!« Nun gut. »Wo bekomme ich schnellstmöglich Ersatz her?« Ich werde erschlagen von den Angeboten. Seitenweise Suchergebnisse. Originalpreis des Herstellers: gut zehn Euro. Nachbaupreise anderer Hersteller: nur ein Zehntel! »Wer kann da widerstehen?« Doch es kommt noch besser. Ein Chip-Resetter für gut drei Euro, der den leeren Druckpatronen vorgaukelt, voll zu sein – so dass man weiterdrucken, oder billigste Nachfülltinte verwenden kann. »Raffiniert, nicht wahr?« Unehrlichkeit mit Betrug überlisten? Erinnert sich jemand daran, was negative Intelligenz ist?

Ich prüfe und prüfe. »Ist das wirklich richtig?« Die Versandkosten sind doppelt so hoch wie der Produktpreis. Das lässt mich zögern. Ich schaue mir an, wie die Seite aufgemacht ist. Alles perfekt. Empfohlen von den führenden Fachzeitschriften. Beste Platzierungen in entsprechenden Tests. Fünf Millionen zufriedene Kunden. »Der Masse folgen?« Ich schaue mir das Firmenvideo an, mit dem sich das Unternehmen selbst darstellt. Europaweite Filialen. Rasantes Wachstum. Hocheffiziente Logistik. O-Ton des Firmensprechers: »Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Bedürfnissen der Kunden.«»So?« Ich habe das Bedürfnis, anzurufen. Doch auf der ganzen Website findet sich keine Telefonnummer. Alle Anfragen nur per Mail. Dafür eine schlanke Kostenstruktur mit Tiefstpreisgarantie: eine räuberischer Beutefeldzug, der die Investoren reich macht, und alle anderen arm – das aber garantiert! Der Größte und Potenteste gewinnt – und sägt fleißig am Ast, auf dem er sitzt. Doch derweil gehen alle anderen vor die Hunde. Der Zweck heiligt die Mittel. Skrupel kennen wir nicht.

Das ist die moderne Form des Kriegs. Im Großen wie im Kleinen. Die Sprache der Kunden spiegelt das wider: wo kriege ich am meisten für mein Geld? Krieg vernichtet Leben. Hier ist nicht mein Platz. »Ich will leben!« Im Reichtum der Schöpfung. Den Wert einer Sache erkennen. Und großzügig dafür bezahlen. Das ist die einzige Möglichkeit, Gefühle der DANKBARKEIT und FREUDE zu erleben! Und somit die Armut, die wir uns selbst in grenzenloser Gier und Verblendung geschaffen haben, zu überwinden. Das ist der Weg der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, der seelische Weg. Die wenigsten sind bereit, ihn zu gehen. Doch in den deutschsprachigen Ländern werden es immer mehr . . . »Wer geht mit?«

Vertrauen

Das mit der Druckerpatrone hat sich übrigens in Wohlgefallen aufgelöst. Ich habe so lange weitergesucht, bis ich auf eine Adresse gestoßen bin, wo sich alles in mir entspannt hat. Eine Firma im Großraum München, einfache Site, keinerlei auftrumpfende Selbstdarstellung, nur Originalpatronen im Angebot, vernünftig kalkulierte Preise, und, das beste: eine gebührenfreie Servicenummer.

Ich erreiche umgehend ein charmantes „Münchner Kindl”, das sich Zeit für die Beantwortung meiner Fragen nimmt, und – ich fass’ es nicht – mir die Zusage gibt, dass das Produkt noch am selben Tag das Haus verlassen wird (es ist schon später Nachmittag), und ich am kommenden Tag bereits damit arbeiten kann.

»Ja und wie ist das dann mit der Bezahlung? Muss ich als Erstkunde keine Vorauszahlung tätigen?«»Nein.«»Das heißt, Sie geben Vertrauensvorschuss?«»Ja.« – Ich bin perplex. Ich erlebe vollkommene Geborgenheit. »Wie schön das ist, mit einem Menschen (aus Fleisch und Blut) sprechen zu können!«

Hier hat eine Firma verstanden, wie Reichtum funktioniert. Den ersten Schritt tun. Bei sich beginnen. Vertrauen in die Welt bringen. So würde Jesus Christus als Unternehmer agieren. Ich bin begeistert. Meine Intuition sagt: »alle Ampeln grün. Bestellen!« Auf solche Symbole, wie das der Ampel, ist Verlass. Am nächsten Morgen klingelt es, der Postbote bringt das Päckchen. »Volltreffer!« Mit Empfehlungen bin ich sehr vorsichtig. Hier ist sie: Toner & Tinte. Meinen Auftrag kann ich noch am selben Tag fertigdrucken und ausliefern. Und das Schönste: Die Gefühle! Freude, Energie, Dankbarkeit! Dankbarkeit, Freude, Energie! Das macht so glücklich, wenn man die richtigen Entscheidungen getroffen hat.

Hier in dieser aufgezeigten Tagesschule ging es vorrangig um Ehrlichkeit. Und Ehrlichkeit ist das zentrale Thema in unserer Gesellschaft. Ehrlichkeit für die neue Zeit – die Prüfungen für seelisch interessierte Menschen werden zusehends schwieriger – und lohnender. Wer sie besteht, schafft mehr und mehr Paradies in seinem Umfeld. Das steckt auch andre an. Wer hätte nicht gern Paradies? Geträumt habt ihr davon schon lang genug. Jetzt ist es an der Zeit, es auch zu bauen. D-A-CH beginnt!




• Sehen, was wirklich läuft •


Falleri und Fallera, Wasser ist zum Waschen da, doch zu was sind Augen da? Da brauchen wir nicht lang zu grübeln; klar: zum Sehn hat sie der Schöpfer konstruiert, ingeniös, ein Meisterwerk – doch hellsichtig sind wir deshalb noch lange nicht. Die Tagesschule grüßt, und erst mit ihr wird es vorm innern Auge licht.

Gestern wanderte ich hinauf zu den Schwarzwaldhöhen, zu einem typischen Waldhufendorf, das unter schwierigsten Bedingungen vor hunderten von Jahren entstand. Mitten im dornigen Urwaldgestrüpp, dem Lebensraum von furchteinflößenden Wisenten, hungrigen Bären und heulenden Wölfen sollte hier für die ersten Siedler ein neues Leben beginnen. Als Lehnwesen versprachen die Calwer Grafen demjenigen 30 Morgen Land, der bereit war, es zu roden und urbar zu machen. »30 Morgen!« Das bedeutete, dass man mit einem Ochsen 30 Vormittage pflügen musste, bis man wieder zur selben Stelle gelangte. »Fantastisch, die Aussicht auf so viel Land!« Ob er erahnte, was ihm bevorstand?

Die Ernüchterung erfolgte flugs an Ort und Stelle. Eine unvorstellbare Sisyphusarbeit stand denen bevor, die ihre Leibeigenschaft mit dem Dasein als freier Bauer vertauscht hatten. Nichts außer Dornen, Urwald, Fels und Stein. Der Boden karg, und stumpf die Axt: Verzweiflung ergriff selbst die Tapfersten und Mutigsten unter ihnen, und im Nu waren all ihre Lebenskräfte aufgezehrt. Wenn dann die Söhne ihre Väter zu Grabe trugen, so klang es trutzig über Wald und Feld:

»Den Ersten der Tod!
 
Den Zweiten die Not!
 
Den Dritten das Brot.«

Ich war sehr dankbar für die in Felsblöcke eingelassenen Schautafeln, die die Historie der Schwarzwaldbesiedlung lebendig machen, denn sie gaben mir „mein” Geschenk des Tages mit auf den Weg: „Man sieht nur, was man weiß!”. Und tatsächlich sah ich nun die Welt der mittelalterlichen Schwarzwaldsiedler mit ganz anderen Augen. Auch kann ich jetzt das nächste Mal den Menschen, die heute noch die Felder ihrer Vorfahren bestellen, mit viel größerer Ehrfurcht begegnen – wie beispielsweise dem Bio-Bauern, der jeden Mittwoch- und Samstagvormittag seine Kartoffeln auf dem Markt anbietet – das ganze Jahr hindurch, bei Regen, Schnee, stürmischem Wind und Eiseskälte. »Dankeschön!« Wir werden noch die Mühe solcher Menschen sehr viel mehr zu schätzen wissen – das kommende Jahr wird uns hierfür die Augen öffnen.

Man sieht nur, was man weiß!

Das verhält sich mit der Tagesschule nicht anders. Wissen geht verloren, wenn es nicht unterricht wird. Deshalb hat sich im 19. Jahrhundert letztendlich die gesetzliche Schulpflicht durchgesetzt. Ein langer Weg seit Martin Luthers Schrift „An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen” (1524).

Schulen, in denen die Tagesschule unterrichtet wird, gibt es noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und da jede lernende Seele ihre Tagesschule erlebt – ungeacht dessen, ob sie sich bereits die Fähigkeit dazu erworben hat, sie sich auch bewusst zu machen – muss das dazu notwendige Rüstzeug vermittelt werden, um diesen Bewusstseinswerdungsprozess bei mehr und mehr Menschen, die dabei sind, aus dem Dämmerschlaf ihrer Seele zu erwachen, in Gang zu setzen. Ein langwieriges Unterfangen, das sich jedoch lohnt. Warum? Weil Tagesschule erkennen gleich Sich erkennen heißt. Und Sich vollkommen zu erkennen, in allen Stärken und Schwächen, das ist die grundlegende Voraussetzung dafür, sich zum wahren Leben emporzuschwingen: ein Leben im Geist unseres Schöpfers, der, wie Martin Luther sich ausdrückte, „… ein glühender Backofen voller Liebe…” ist, „…der da von der Erde bis an den Himmel reicht…” (aus der 7. Invocavit-Predigt zur Zeit der Wittenberger Wirren im Jahr 1522).

(K)ein Tag wie jeder andere!

Rückblende, Samstag, den 22. Januar: Wir klinken uns bereits am Vorabend in die Kausalkette ein, es ist Freitagabend.

Diese Zahl interessiert mich, und ich studiere den Kassenbon, was ich eigentlich eher selten mache. Ich sehe, was da alles steht, und rechne zusammen, und da stimmt alles, aber ein Posten hier, da steht Mango: 0,89 €, und ich habe keine Mango gekauft! Ich hab eine Papaya gekauft. Und dann, ich erschrecke, weil ich mich erinnere: die Papaya hat mehr als 89 Cent gekostet. Nach einigem Überlegen und Nachprüfen gehe ich zur Infothek, und spreche die Angestellte an, dass ich wahrscheinlich zu wenig bezahlt habe. Nun, sie kann es kaum glauben, dass da ein Kunde kommt, und sagt, er glaube, dass er zu wenig bezahlt hat. Und ein anderer, ein junger Mann, steht da, er öffnet den Mund. Und lässt den Mund geöffnet, und macht ihn nicht mehr zu. Wenig später kommt ein Mann hinzu, sein Vater. Es ist der Taxifahrer, der mich am Abend zuvor den Berg hinaufgefahren hat. Natürlich, solch ein Zufall . . . was einem alles zufällt, den lieben langen Tag!

Gut, also, wir klären die Sache, und ich bezahle noch einen Euro zehn, als Aufpreis für die Papaya, von Mango zu Papaya. Und dann bietet mir die Dame von der Infothek – das ist doch verrückt – bezahlt man einen Euro zehn – und dann bietet sie mir eine Schokoladentafel an! Als nette Geste möchte sie mir das überreichen. Die Geste in Ehren, aber nein, ich möchte keine Schokolade mit 75% Weißzucker und synthetischen Aromastoffen drin (Vanillin!) – ich möchte meinen Körper nicht kaputtmachen. Ich lehne die Schokolade ab, aber freundlich (das war eine Prüfung im Nein-sagen-können, also eine klassische Mutprüfung; und solch eine Mutprüfung zu bestehen, fällt spielend leicht, wenn man sich um mehr Ehrlichkeit bemüht). Hochinteressant ist der Betrag, den ich zu bezahlen hatte: 27 Euro 44 Cent. Wenn man nur verstehen könnte, was da alles in der Tagesschule läuft!

Was sagen uns diese Zahlen? Also, die zwei und die sieben, das ist privat, das sind meine Zahlen, aber die 44, das hat seine besondere Bewandnis. Diese Zahl steht für die 44 Hauptbereiche, in denen die Seele täglich lernt. Das heißt, wenn sich ein Mensch entscheidet, die 44 Hauptschwingungsbänder seiner Seele zu bearbeiten, sie zu verbessern und zu reparieren – denn bei nahezu allen Menschen sind sie durch Fehlentscheidungen verletzt – dann bekommt man jeden Tag Prüfungen, mit deren Hilfe man das tun kann. Wenn Du Dir also von Herzen wünschst, ehrlicher zu werden, dann bekommst Du spezielle Prüfungen in Ehrlichkeit, so wie diese hier mit der falsch eingetippten Mango, wo man Papaya gekauft hat, und für sie zu wenig bezahlt hat. »Bin ich gerne bereit, den Aufpreis zu bezahlen?«

Dieser Ehrlichkeitsprüfung gingen andere voraus, ein Beispiel: ich benötigte auch noch Büropapier, und hatte zwei Möglichkeiten

Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das eine als ausländische Importware, das andere als deutsches Markenprodukt, und ich hielt beide in der Hand. Beim teureren hatte ich ein besseres Gefühl, und also nahm ich es auch. Das sind typische Ehrlichkeitsprüfungen. Es ist ehrlich, seinen Gefühlen und seinem Gewissen zu folgen – und nicht seinem Verstand, der sagt: »Sei nicht so dumm, und nimm das günstigere, das tut’s auch!« Wer solch eine Ehrlichkeitsprüfung erkennt und besteht, verbessert nicht nur das wichtigste Schwingungsband seiner Seele, das der Ehrlichkeit, sondern auch zahlreiche andere wie beispielsweise

Und dann, als ich den Aufpreis bezahlt hatte, radle ich frohgemut nach Hause, und ich empfinde nicht mehr, dass der Betrag von 27 Euro 44 für diesen Einkauf teuer war. »Nein, es war ein Euro zehn zu wenig, und ich habe die Cherimoyas. Gut, sie haben einen Euro 79 Cent pro Stück gekostet, aber sie sind hundert mal so viel wert.« Es ist die intelligenteste Frucht, die es auf diesem Planeten gibt; sie haben den Zucker fürs Gehirn, um wach genug zu sein, seine Prüfungen zu erkennen und zu bestehen.

Ich komme spät nach Hause, und es wird sehr knapp mit der Theatervorstellung, weil sie in einem anderen Ort, und dazu noch hoch oben am Berg, auf der gegenüberliegenden Talseite, stattfindet. Ich setze das Abendessen auf, richte mir einen Nachtisch für die Theaterpause, und dann muss es Schlag auf Schlag gehen. Eigentlich wollte ich zu Fuß gehen, aber ich würde gravierend zu spät kommen. »Sollte ich überhaupt noch gehen?« Meine Intuition sagt ja, und ich hatte eine solche Vorfreude! Also nehme ich notgedrungen das Rad, um einige Minuten einzusparen. Hetze mag ich überhaupt nicht, und das Universum auch nicht. Und so schließen sich passgenau die Schranken, just in dem Moment, als ich mich der Bahnlinie, die ich überqueren muss, nähere. Die Ampel steht auf Rot (siehe Artikel Symbole, Ampel). »Verflixt und zugenäht!«

Solch eine Tagesschule kann man leicht verstehen: man ist zu knapp in der Zeit, und die Schranken sind unten, die Ampel springt auf Rot. Es dauert und dauert, und noch immer ist kein Zug zu sehen. Da ruft jemand hinter mir (es ist schon längst dunkel): »Sie, ihr Rücklicht ist kaum zu sehen, weil die Plastiktüte drüber hängt!« Ich drehe mich um, und bedanke mich bei der Frau, die die Fensterscheibe ihres Wagens heruntergekurbelt hat, für den Hinweis. In meiner Not frage ich: »Sie fahren nicht zufällig nach Unterlengenhardt?«»Doch.«»Gehen Sie ins Theater?«»Ja.«»Nehmen Sie mich mit?«»Ja!« Ich fass es nicht. Heute ist mein Glückstag.

Nein, das ist kein Glückstag, das ist Tagesschule! Das ist eine Belohnung für die bestandenen Ehrlichkeitsprüfungen. Ich stelle mein Rad ab, und die Frau und der Mann nehmen mich mit, und wir kommen noch pünktlich zur Aufführung! Wer hätte das gedacht? Der Abend war sehr schön, und ich genoß ihn voll und ganz – es war schließlich mein erster Theaterbesuch seit vielen Jahren. Und was stand auf dem Programm?

Das Leben in all seinen Facetten. Die beiden Schauspielerinnen vom (Duo Mirabelle) ließen uns Betrachter erahnen, dass es ein Leben vor und hinter den Kulissen gibt, und dass es sich lohnt, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Neugierig geworden? Dann hilft nur eines – der tägliche Wunsch: Ich möchte sehen, was wirklich läuft! Ich möchte meine Tagesschule erkennen!




• Gute Wünsche •


er Alltag hat uns wieder, die Weihnachtsbäume werden eingesammelt, und die Lichterketten wandern in den Schrank. Gewohnheit treibt des Menschen Tun – zuerst die Pflicht, darauf das Ruhn. So geht es fort, von Tag zu Tag, ein jeder hat sein’ eigne Plag. Der Mühe Lohn – sofern wir es verdienen – das ist Freude! Kein Mensch hat treffender es jeh benannt als Rabindranath Tagore, dessen Worte wir uns beim Erwachen ins Gedächtnis rufen können:

„Ich schlief und träumte, das Leben wäre Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte, und siehe, die Pflicht ward Freude.”

Wann stellen wir die Weichen für den nächsten Tag? Nun, früh am Morgen, denkt man, das wär’ gut, doch besser wäre noch: wenn früh am Abend wir es stiller in uns werden lassen, denn Ruhe und Geborgenheit sind innige Geschwister. Gilt es doch zweierlei des Abends zu bedenken: was heute und warum’s geschah – den Blick zurück wir lenken – um dann dem Tag, der kommen mag, Aufmerksamkeit zu schenken.

Mag er denn zu mir kommen? Mag ich ihn ganz, den neuen Tag, ist er mein wahrer Freund? Heiß ich in Freude ihn willkommen? Kann ich ihm dankbar dafür sein, von Neuem mich in Pflicht zu nehmen? Und bin ich wissbegierig auf all das, was mir der Tagesschule Plan beschert?

Ein guter Schüler lernt nie aus. Wie war das denn als Kind? War ich ein guter Schüler? Als Morgenmuffel zog ich durch das Land – als Nachteule hätt’ ich mich frei bekannt. Nun, meine Lebensspur glich einer Achterbahn, meine Gefühle schwankten zwischen den Extremen: „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt”. Bis ich, Baron Münchhausen gleich, mich selbst aus dem Triebsand des Lebens – tschuldigung, muss natürlich Treibsand heißen (auch solch ein Tippfehler ist kein Zufall . . . ich war damals wirklich getrieben wie ein Ahasver) – herauszuziehn begann. Das war vor siebzehn Jahren. Inzwischen ist alles viel ruhiger geworden, übersichtlicher, klarer, zielstrebiger. Und das tut mir – und meiner Gesundheit – unendlich gut. Was war geschehen?

Ich begann zu wünschen. Inständig und konsequent.

Oft sind es Kleinigkeiten, die unseren Alltag bereichern. Allzu leicht übersehen wir sie, wie solch eine liebevolle Botschaft in Form einer Briefmarke.

Weichen stellen wir durch gute Wünsche. Stellt euch am Abend vor dem Einschlafen vor, ihr wärt ein Zugführer. War das nicht immer euer Traumberuf? Jetzt seid ihr es.

»Habt Acht auf alle Weichen! Sind sie richtig gestellt? Seht ihr das Ziel der Reise klar vor euch?«

»Na dann . . . Türen schließen, Vorsicht bei der Abfahrt!« Unser Züglein gewinnt an Fahrt. Seht euch nur die Taube an, sie überbringt die guten Wünsche. Hoch steigt sie auf, bis in die Wolken, höher noch – und schon entschwindet sie den Blicken. Begleiten wir sie weiter in Gedanken, und schauen aus des Vogels Perspektive auf die winzigen Züglein, wie sie fahren . . . manche zügig, manche eher gemächlich, andere wiederum scheinen zu bummeln oder stillzustehn . . . und wer die Weichen falsch gestellt hat, landet auf dem Abstellgleis.

Wo willst Du hin?

Wenn ich unsere werbefinanzierte Wochenzeitung – die unaufgefordert an alle Haushalte verteilt wird – zur Hand nehme, so lese ich auf der aktuellen Titelseite: „Thema der Woche: Was ist Ihr größter Wunsch?

Es folgt ein Kurzinterview mit Bürgern unseres Landes, Menschen wie Du und Ich.

Da sagt eine 85-jährige Frau zum Beispiel: „Dass ich gesund bleibe. Das ist die Voraussetzung für alles, was ich tue . . . ”

Eine 29-jährige Frau sagt: „Ich wünsche mir mehr Zivilcourage . . . ” (Zivilcourage ist mit Mut vergleichbar)

Eine andere Frau sagt: „ . . . wenn ich ehrlich bin, dann würde ich gerne einmal eine Kreuzfahrt auf der Aida machen. Das Ziel wäre mir egal, ich möchte einfach nur ein wenig Luxus genießen . . . ”

„Seltsam, im Nebel zu wandern.
Jeder ist für sich allein . . .  ”

Wenn unser Weg verschleiert, und unser Leben grau und trüb geworden ist, so fehlt der positive Wunsch. Er hat die Kraft von 1000 Sonnen, und macht den Morgen frisch und neu.

Das Ziel muss klar umrissen sein. Das ist es meist noch nicht, in jungen Jahren. Es ist dann vielmehr so, als ob dichter Nebel jeden Lebensweg verhüllt. Deshalb muss Sonnenkraft die Schwaden auseinandertreiben, bis der Weg ganz unverhüllt sich zeigt. Klar und hell glänzt dann, vom Morgenlicht durchflutet, jeder neue Tag – weil er dem hohen Ziel uns näher bringen mag. Schritt für Schritt, und seien sie noch so klein! Die Summe macht es, und die Jahre. Ein lieber Freund von mir wohnt in der Hochzielstraße – wenn das kein gutes Omen ist!

Doch Wünschen will gelernt sein. »Ich will mehr Licht!« Der Wunsch ist Pflicht :smile: . Damit die Kraft der Sonne alle Finsternis in uns vertreiben kann, muss unser Herz samt unserem Gemüt sich erst einmal dem Licht zuwenden. Die Tage werden länger jetzt – und lichter. So wollen wir dem Lichtstrahl folgen, ihn in uns aufnehmen und weiterreichen. Kann denn das Leben anders, als erhellet sein, durch unser Wirken?




• Dein Wunsch sei mir Befehl! • - mein 17340. Tag


st das wirklich nur so eine scherzhafte, umgangssprachliche Redensart, wie man gemeinhin annimmt? Kinder nehmen diese Redensart durchaus ganz wörtlich, denn sie glauben noch an das Christkind; und manches Kind, das schon in die Schule geht, schreibt ihm deshalb dieser Tage einen lieben, langen Brief mit tausend Wünschen.

Warum tut es das? Und warum tun wir Großen es nicht mehr? Sind unsere Erinnerungen bereits so stark verblasst? Haben wir nicht alle als Kind die Erfahrung gemacht, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen, wenn wir sie nur laut und deutlich genug artikulieren? Ein kleines Kind, das schreit, wird umgehend gestillt. Es schreit, weil ihm etwas fehlt. Es schreit, weil es friert, weil es Hunger oder Durst hat, weil es ihm zu laut, zu unruhig, oder zu hell ist. Ein kleines Kind kann seine Bedürfnisse noch nicht selber stillen. Und so ist es die Aufgabe der Großen, es an die Hand zu nehmen, und zu erspüren, welche Bedürfnisse es hat.

Die Adventszeit, die Zeit des Wünschens und Wartens . . .

Jedes Kind wird größer, und so bleibt es nicht aus, dass es seinen eigenen Willen entwickelt. Ihn erprobt es an der Welt — und erfährt beträchtlichen Widerstand. So muss es langsam, aber sicher die Erfahrung machen, dass die Bäume auf der Erde nicht in den Himmel wachsen — doch dem Himmel entgegenstrecken — ja, das darf, das soll, das muss es, wenn es glücklich werden möchte! Nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung, und auch bei weitem nicht so schnell, wie’s Kinder nun mal gerne hätten. Da muss man sich mit seinem heiß und innig ersehnten Laufrad schon mal bis zum nächsten Geburtstag gedulden, und mit den Fingern zählt man am Adventskranz jede Kerze, die schon brennt; ist’s endlich Heilig Abend, so kann man’s kaum erwarten, bis es so weit ist —— hurra, Bescherung! Fröhlich klatschen Kinder in die Hände, und ihre Augen glänzen wie die silbernen Kugeln, die am festlich geschmückten Christbaum hin- und herschwanken, trunken vor all der Herrlichkeit und Pracht.

Ist diese Treppe, die sprichwörtlich „in den Himmel führt”, nicht ein schönes Symbol für das Höherstreben der Seele?

Dein Wunsch sei mir Befehl! Das ist der Ruf des Lebens, der in jedem von uns widerhallt.

So wie wir alle rufen,
so schallt es uns zurück.
Und führt uns, auf den Stufen,
hinauf zum Lebensglück.

Stufen steigen ist mühsam. Als Kinder hatten wir unsere Lieblingsplätze im Wald, wo wir unsere Baumhütten bauten. Einer dieser Plätze lag auf dem felsigen Schloßberg, und der Zugang war eine unglaublich steile und ausgetretene Sandsteintreppe, die sich Himmelsleiter nannte. Wollten wir dem Himmel näher kommen, so mussten wir also Stufe um Stufe erklimmen, schön vorsichtig und konzentriert. Zum Glück gab es auf einer Seite ein Eisengeländer, an dem man sich festhalten konnte. So ging alles gut, und wir kamen heil hinauf und auch wieder herunter.

Dein Wunsch sei mir Befehl! Wir sollten darauf vertrauen, dass es das Leben gut mit uns meint, und uns gern an die Hand nimmt, um uns den Weg zum Licht zu weisen — doch sind wir auch bereit, die Hand dem unsichtbaren Band entgegenzustrecken? Das Band ist immer für uns da, wie die Rettungsleine eines Schiffs. Es wartet nur darauf, dass wir es ergreifen.

Dein Wunsch sei mir Befehl! Wie glücklich können wir nun sein, wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen? Mein brennender Herzenswunsch ist momentan, mehr über das zu erfahren, was man das kleine ICH oder das kleine EGO nennt; warum? Weil ich immer deutlicher spüre, dass dieses „ich, ich, ich!” mich gefangen hält, und mich abhängig macht von Anerkennung, Lob, und Zuwendung durch andere. Es trennt mich von der Liebe, die ich schenken möchte. Es ist, als ob es immerfort auf alles, was ich tue, einen Schatten wirft, der das reine, helle Licht der wahren Liebe trübt.

Szenenwechsel. Dein Wunsch war mir Befehl! tönt es von „oben”. Da haben wir die Bescherung — und Heilig Abend ist’s noch lange nicht. Die Tagesschule lässt grüßen.

Tagesschule vom vergangenen Donnerstag, Chronologie der Ereignisse.

Rückblende, Zusammenfassung und Lernimpulse aus dieser Tagesschule:

  1. Was sind Positiv-Negativ-Prüfungen? Ich habe Ihnen mehrere „klassische” Positiv-Negativ-Prüfungen geschildert.
    • Das Schaltgetriebe, das sich in den Speichen festhakt.
    • Die Zugkontrolle am Morgen.
    • Der zerplatzte Eimer am Abend.

    Solche Positiv-Negativ-Prüfungen sind eine Art „Weichenstellung” für den Tag. Lassen wir uns die Freude am Leben durch derartige Mißgeschicke verderben? Seien Sie kein Spielverderber. Werden Sie eine positive Macht. Und Ihr Herze lacht. Wir können nur dann dauerhaft glücklich sein, wenn wir lernen, in allen Geschehnissen, so unangenehm sie auch zunächst sein mögen, das Positive, das Geschenk zu sehen. Positiv-Negativ-Prüfungen erleben wir häufig in den ersten zwei Stunden nach dem Erwachen; doch auch zu späterer Stunde, wenn unsere Seele es benötigt.

  2. Wir unterliegen in unserem Verhalten, und damit einhergehend, in unserer gesamten seelischen Entwicklung, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem sogenannten Kausalprinzip. Durch jede von uns getroffene Entscheidung wird ein weiteres Glied an die Kausalkette angehängt. Beobachten wir die Ereignisse unserer Tagesschule, so können wir die Kausalkette zurückverfolgen; am leichtesten geht das, wenn wir bewußt und wach im Hier und Jetzt sind, und uns auf die kausalen Zusammenhänge mit dem Vortag beschränken.
    • Störungen, Ärger, Mißgeschicke, Niederlagen?
    • Belohnungen, Geschenke, freudvolle Gefühle, mehr Energie als gewöhnlich?

    Wir brauchen nur zu fragen. »Warum? Was ist der Grund? Was war gestern?« Wenn Sie sich den gestrigen Tag vergegenwärtigen, dann verstehen Sie besser, was heute in Ihrer Tagesschule läuft — und was Sie Ihnen sagen möchte.
     
    Einige Beispiele aus der geschilderten Tagesschule:

    • Der Auftakt der Mißgeschicke: Die Mütze, die meinen Kopf schön warm hält – und mir Geborgenheit gibt – wird von einem Zweig vom Kopf gefegt. Und gestern? Zwei Situationen kommen mir, wo ich bewußt gegen die Intuition meinen Kopf, meinen Willen durchgesetzt habe.
      Die Arbeit umgehend abbrechen, wenn es Zeit zum Essen ist? Fehlanzeige. Ich hätte diese Möglichkeit gehabt. Ich liess den Körper hungern, ihm mangelte Geborgenheit, und damit auch der Seele, denn die beiden gehen immer Hand in Hand. Die Sache mit der Mütze weist mich darauf hin.
    • Die zweite Situation vom Vortag schwor die schweren Mißgeschicke bis zum späten Abend herauf. Ich will, ich will, ich will! Ich wollte unbedingt einen Artikel fertigstellen, und es zog sich hin; ich war müde, das Konzentrieren wurde zur Qual, und ich musste noch vor Ladenschluss zum Einkaufen. Doch es fehlte nicht mehr viel. Alles in mir spannte sich an. Druck baute sich auf. Nicht umsonst sagt man umgangssprachlich »Das drücken wir noch durch!« Und so drückte ich die Sache durch. Mit flatternden Nerven. Wider besseren Wissens. Es war nur eine Viertelstunde. Doch sie schlug die Wunde, die, mit Salz und Essig bestreut, am darauffolgenden Tag mir höllisch brennen sollte.
      Der nächste Morgen: Druck, Druck, Druck, Anspannung, flatternde Nerven, alles, was schief gehen kann, geht daneben; in der Viertelstunde, bis der Zugkontrolleur mich zum Sitzen und Innehalten zwingt, spüre ich förmlich, wie mein Körper Stresshormone und Adrenalin ausschüttet, und von Säuren überschwemmt wird (umgangssprachlich: »Es war mal wieder alles Essig . . .«).
      Will ich das? Ist das Selbstliebe? NEIN. NEIN, und nochmals NEIN.
      Wunderbar. Damit hat die Tagesschule ihr Ziel erreicht. Sie führt uns die Konsequenzen unserer Entscheidungen vor Augen — in der Hoffnung, dass wir begreifen, dass sich Glücklicher zu werden mehr lohnt als Unglücklich zu bleiben. Die Tagesschule hilft uns, mehr und mehr uns selbst zu erkennen. Sie spiegelt unsere Entscheidungen des Vortags. Manchmal tut’s weh, oft ist es lustig, und immer sehr, sehr originell.

      Da war doch noch die Sache mit der Bierhefe? Die Krönung

      Mißgeschicke werden uns geschickt, damit wir ihre Botschaft lesen.

      des Tages. Bierhefe, ein Wundermittel für die Nerven. Doch kein Alibi und auch kein Freibrief, um sich und seine Nerven permanent zu überlasten. Peng! Da liegt der Eimer mit der Hefe im Schlamm. Bierhefe packt die Nerven in Watte. Meine liegen blank. Am Boden. Wie die Hefe, die jetzt den Waldboden düngt.

      »Ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto, Karl-Otto /
      Dann stopf es, oh Henry, oh Henry /
      Womit denn, Karl-Otto, Karl-Otto . . .«
      so tönt die alte Leier. Zeit, etwas zu ändern.

Was ist die Rettung?
Die Rettung ist der positive Wunsch.

»Wie lange willst du denn noch mit dem Kopf durch jede Wand? Reichen dir die Schmerzen und Blessuren, die du dir in deinem Leben zugefügt hast, immer noch nicht aus?«

»Hmmmmmm . . .«

»Möchtest du glücklich sein? Möchtest du gut zu dir sein? Tut dir Geborgenheit gut?«

»Jaaaaaaaaa!«

»Dann schenk sie dir! Beginne bei dir selbst.«

So lassen wir sie heilen, unsre Wunden. Und lassen wir es ziehen, in Frieden, unser Ego, unser kleines ICH. Eines Tages brauchen wir’s nicht mehr, weil wir erkennen, dass wir’s wert sind, uns auszusöhnen mit uns selbst; und dann beginnen wir, als Licht zu strahlen, um das zu sein, was wir in Wahrheit sind: Gottes Kind.

post scriptum: Teilt die Erlebnisse eurer Tagesschule mit anderen! Berichtet davon im Forum. Gemeinsam lernen ist einfach effektiver, und wir alle haben dann mehr Freude . . .




• Unterm Rad II • - mein 17284. Tag


ir müssen Flexibilität beweisen, heutzutage – denn wer mit reichlich Fort- und Weiterbildungen auftrumpfen kann, hat letztlich seine Nase vorn.
Gesagt, getan, ich spucke in die Hände – die eiskalten. Die klammen Finger sind vor Kälte blau, vom Schmutz der Reifen und der Straßen starren sie tiefgrau. Der eisige Oktobermorgen meint es gut mit mir.

«Wie wär’ es heut’ mit einer Fortbildung zum Radmechaniker?» tönt es von oben – «Muss das denn sein?» ich zieh’ den Kopf schon ein – «Ja, es muss sein, das weitet schön dein akademisches Profil.»

Wo ist das Flickenzeug?
Und wo der Kleber?
Die Muskelkraft ersetzt
den Wagenheber.
Man laborieret, eins, zwei, drei,
die Luft strömt am Ventil vorbei;
und auch nach mehreren Versuchen,
hilft nichts – man möchte gern -
und darf nicht flxxxxx.
Verflixt und zugenäht!
Bin ich zum Schneider oder Schuster denn geboren?
Das Ego ist es, was sich bläht.
Dem Hahn wird wieder ’mal sein roter Kamm zurecht geschoren.

Ein Jahr fast garantiert’ es mir Beweglichkeit, das Fahrrad meiner Mutter, das ihr – schon lang ist’s her – stets treu und hilfsbereit zur Seite stand. Zwei Gänge taten noch, ein schwerer und ein leichterer. So ging es immerfort ganz munter, Berg hinauf, und Berg hinunter; schmal bereift – hübsch weiß gestreift – so tänzelte ich über Schnee und Eis, wie eine Primaballerina über das Parkett. Doch war zuletzt das feine Rädchen groben Wegen nun erlegen.

Was tun, sprach Zeus, in seiner Not?
Das Fahrrad ächzt, und ist halbtot.
Dort steht was in der Eck’, ein Gaul!
jetzt schau ich tiefer ihm ins Maul,
obwohl er mir geschenket worden . . .

Seit Monaten stand es verlassen in der Ecke, das fürstliche Geschenk der Nachbarin; ein ausgemustertes Mountainbike ihres Sohnes, das ich schon längst gesattelt hätte – wenn es denn fahrbereit gewesen wäre.

Der Kurbeltreter links? Nicht aufzufinden, amputiert.
Schlauch vorne? Der hält nicht, was er verspricht.
Und Licht? Das glänzt nur durch Abwesenheit.
Die Bremsen? Nichts als heisse Luft . . .

und so geht es in einem fort, eindeutig ist die Diagnose: Patient schwer krank, muss schleunigst auf den Tisch! Indess – das nächste Krankenhaus für Räder, das ist weit. Doch wer sein Radl liebt, der schiebt! – wie wahr . . .

Es waren nicht die letzten Hürden, auf dem Weg ins neue Fahrradglück, doch gestern fiel der erste Praxistest durchaus erfolgversprechend für mich aus. Der nächste Winter kommt bestimmt, er klopft schon an die Pforte – ich heiße ihn willkommen – denn ich bin gut gerüstet jetzt, mit griffigem Profil. Zertifizierter Radmechaniker bin ich trotz alldem nicht geworden, doch kann ich zwischenzeitlich nicht nur zwischen Kettenschaltung und althergebrachter Nabenschaltung unterscheiden, sondern sogar sie just justieren, und das mit meinen linken Händen! Wirklich umwerfend, einfach grandios. Umwerfer, Ritzel, Innenlager? Auch kein Problem. Mit Fahrradfachausdrücken bin ich mittlerweile gut bestückt.

Und wozu war das Ganze gut? Es tut sich nichts, wenn man’s nicht selber tut – bei sich beginnen, heißt die allererste Bürgerpflicht. Es ist eines der wichtigsten Talente uns’rer Seele, und wem’s gefällt, an ihm zu feilen (auch, wenn’s weh tut), der wird wahrlich groß. Doch fällt dann nichts dir in den Schoß!

Das soll und wird die Tapferen im Land nicht schrecken; und wer sich ziert oder geniert, der wird zur Zierde nachhaltig erzogen, seelisch geläutert und zurechtgebogen: Die Menschen aus der DDR ham’s hinter sich, doch die in Nordkorea stecken mittendrin. Das alles ist nur eine Frage der Geduld, und man muss wahrlich kein Prophet sein, um schon den nächsten Mauerfall vorauszuahnen.

Erwartungsfrei zu werden,
das ist ein hohes Ziel auf Erden.
Tu nur den ersten Schritt dazu!
Dann geht der Nächste mit, im Nu . . .
und was nicht alles geht, wenn’s gehen muss!
für heute mach’ ich erst ’mal Schluß . . .