• Die große Reise - Pfingstfest 2012 •




»Durch meine Botschafter habe Ich dem Menschen gesagt, er solle sein Brot aufs Wasser werfen, und es werde vervielfacht zu ihm zurückkehren, aber er hat es bis heute noch nicht verstanden.«

Ich habe über diese Worte aus der Botschaft der göttlichen Iliade, die in ihrer Grundessenz bereits im Prediger Salomo aufleuchten, lange nachgedacht (im Alten Testament finden sie sich im Buch Kohelet, Kap. 11,1). Sie erschienen mir merkwürdig fremd, und dennoch – oder gerade deswegen – umkreisten sie unaufhörlich mein Bewusstsein. Sicherlich wird es vielen Menschen, wenn sie diese Worte lesen, ähnlich ergehen wie mir, denn die assoziative Symbolsprache des Geistes erschließt sich weder unserem Intellekt noch unserer sinnlichen Wahrnehmung. Was vom Geiste ausgesendet wird, kann nur im Geist empfangen werden. Kontemplation, Reflexion und meditative Seelenschau sind deshalb die notwendigen Fähigkeiten, die uns in Verbindung mit jener Quelle bringen, in der sich alles Wissen verbirgt. Dieses Wissen, das schon immer in uns war, wartet seit Urzeiten geduldig darauf, von uns erkannt und erinnert zu werden.

Inzwischen erschließt sich jene Quelle, die alles Wissen in sich birgt, mehr und mehr meinen inneren Augen. Im Widerschein ihres gleißenden Lichts fließen nun jene bedeutungsschweren Worte durch mich hindurch wie kristallklares Wasser – jene Worte, die mir zuvor so unnahbar erschienen:


»Durch meine Botschafter
habe Ich dem Menschen
gesagt, er solle sein Brot
aufs Wasser werfen, und
es werde tausendfach zu
ihm zurückkehren, aber er
hat es bis heute nicht
verstanden.
«

»Weh den Menschen, die nie zu wünschen gelernt haben!
Sie säen sich ihr eigenes Leid.«

Und ich sehe jene Menschen, wie sie heiraten, in den Tempeln, Kirchen und Moscheen dieser Welt, um hernach Reis auf die Vorhöfe der heiligen Stätten zu streuen. Doch die Saat fällt auf steinigen Grund und bringt keine Frucht. Und so kommen Morgen schon die Straßenkehrer und fegen die Saat zusammen, um sie zum Kehricht zu geben.

Reis ist Nahrung für Millionen Menschen, täglich Brot für Viele. Stecken wir ein Reiskorn in die feuchte Erde, geht eine Zehnerähre daraus hervor. Und wenn wir unser Brot aufs Wasser werfen? Dann kehrt es tausendfach zu uns zurück.

Die Schöpfung – ein Gedankenwellenuniversum

Der neue Tag erwacht. Er ruft Dich, still und leise, und in der Reinheit und Frische des anbrechenden Morgens herrscht jener Geist, der in uns den Boden zu bereiten vermag, auf dem die Saat unserer Wünsche sich in der Kraft des Lichts entfalten. Wir senden unsere Herzgedanken hinaus in den Äther, machtvoll und kraftvoll, in der Gewissheit, dass sie von den Gestirnen reflektiert, von den Enden des Raumes gespiegelt in uns widerhallen, um sich ihren Weg in die Welt unserer vom Geist geprägten irdischen Formen zu suchen. Bewusstes Wünschen und dem daraus resultierenden Handeln entspringt die geformte Scheinrealität aller materiellen Dinge, die werden und vergehen, wie unsere Gedanken kommen und gehen, um von neuem wiederzukehren.

Wie eine Welle verebbt, und wie eine Flamme erlischt, so verblasst auch unsere Wunschkraft, wenn wir sie nicht von Tag zu Tag erneuern. Wir erhöhen die Wunschkraft unseres Herzens dadurch, dass wir die Spannweite unserer Wünsche ausdehnen. Je höher unsere Ideale sind, desto stärker wird unsere Vorstellungskraft, die in der Sehnsucht des Verlangens nach Manifestierung unserer Wünsche zur Triebfeder des tatkräftigen, zielgerichteten Arbeitens wird. Wünsche, denen wir nicht durch zielgerichtetes Handeln Ausdruck verleihen, sind wie Herbstblätter im Wind.

Erwachendes Bewusstsein

Unausweichlich weckt uns der neue Tag. Es ist der nun anbrechende kosmische Tag. Wir können unser Angesicht nicht vor ihm verbergen. Aus der Dunkelheit der Nacht entfaltet sich sein Licht, auf dass wir handeln, um das Licht zu finden. Wir finden es im strahlenden Licht der Sonne, wie wir es wiederfinden in den Herzen der Menschen, die der Einheit ihres Seelenselbstes mit dem AllEinen göttlichen Licht in sich bereits gewahr sind. Wir alle sind Reisende auf dieser großen Fahrt, aus der Finsternis unserer vergangenen Tage empor zur leuchtenden Glorie unserer Göttlichkeit.

Der Weg ins Licht ist weit. Wir finden den Pfad, indem wir ihn unablässig suchen – und inständig um innere Führung bitten. „Erleuchte meinen Pfad, oh Heiliger Einer, auf dass ich nicht strauchle in dieser Dunkelheit!” – so steigt mein Herzenswunsch aus der Tiefe der Seele. Auf den goldenen Schwingen der Morgenröte wird er bis zu den Sternen emporgetragen, doch spiegeln sie die Antwort schon im selben Atemzug an uns zurück: „Komm in meine hohen Himmel! Du hattest mich einst verlassen, um tausend mal tausend Tode zu sterben. Du kanntest Deinen VaterMutter nicht mehr, obwohl ICH immer bei Dir war. Erkenne MICH! Erkenne DICH! Denn Du bist Eins in mir.”

So ist unsere Reise aus der Finsternis in das allumfassende kosmische Licht hinein eine großartige Verwandlung, eine Transformation von der reinen Sinnenwelt vergangener Tage zur ätherischen Welt des Geistes. Emotionen der Leidenschaft (die Leid erschaffen) weichen mehr und mehr der Ekstase der seelischen Liebe, die das unwandelbare Wesen des schöpferischen Weltgeistes ist.

Pentecoste, zu deutsch Pfingsten, kündet mit der Aussendung des Heiligen Geistes vom immerwährenden ekstatischen Wesen Gottes. Lasst euch von der Schönheit seiner Schöpfung begeistern! Entfacht in Euch das Feuer des Geistes! Denn wer BeGeisterung in all sein Denken, Handeln und Tun hineinlegt, wandelt wahrlich im Geiste, und manifestiert so seinen Schöpfer in angemessener und erhabener Weise.

Coda

Zweitausendundzwölf Jahre sind nun vergangen, seitdem sich das liebende Christusbewusstsein in das Herz der Menschheit gesenkt hat. Nun sind wir also angekommen in diesem bedeutungsschweren Jahr. Nach Rudolf Steiner markiert das Christusgeschehen genau die Halbzeit der Entwicklung des Menschengeschlechts.

Nun, zwei Jahrtausende später, stehen wir also erneut an einem großen Wendepunkt in der Geschichte von der Entfaltung des Menschen – denn es offenbart sich jetzt, wer den Christusimpuls des selbstlos liebenden Menschen in sich aufgenommen hat, und wer ihn zugunsten von Gier und Egoismus zurückdrängt hat. Diese Polarisierung zwischen Licht und Finsternis strebt einem Höhepunkt entgegen, und wer die letzten Jahrzehnte betrachtet, wird erkennen, dass sich die Entwicklung dramatisch beschleunigt und zuspitzt. Doch die unermessliche Transformationsreise der Menschenkinder, die reinen Herzens und guten Willens sind, gewinnt weiterhin mächtig an Fahrt. Sie ist jetzt vollauf im Gange – und alle, die zurück zum Vater wollen, müssen mit. Es ist ein weiter, weiter Weg, den wir gegangen sind, doch noch viel weiter ist der Weg, der vor uns liegt. So zaudert nicht – schaut vielmehr unentwegt ins Licht!

Transformation aktivieren
 

Cosmic_Love.js

 




• Meditation •


Ostern 2012

Ich bin das Licht. Ruhe in Mir.


Du bist im Licht. Ruhe in Dir und Mir.




• Jungbrunnen •


„Es ging ein Mann im Syrerland,
führt’ ein Kamel am Halfterband.
Das Tier mit grimmigen Gebärden
urplötzlich anfing, scheu zu werden,
und tat so ganz entsetzlich schnaufen,
der Führer vor ihm mußt entlaufen.
Er lief und einen Brunnen sah
von ungefähr am Wege da.
Das Tier hört er im Rücken schnauben,
das musst ihm die Besinnung rauben.
Er in den Schacht des Brunnens kroch,
er stürzte nicht, er schwebte noch.
Gewachsen war ein Brombeerstrauch
aus des geborstnen Brunnens Bauch;
daran der Mann sich fest tat klammern,
und seinen Zustand drauf bejammern.
Er blickte in die Höh, und sah
dort das Kamelhaupt furchtbar nah,
das ihn wollt oben fassen wieder.
Dann blickt er in den Brunnen nieder;
da sah am Grund er einen Drachen
aufgähnen mit entsperrtem Rachen,
der drunten ihn verschlingen wollte,
wenn er hinunterfallen sollte . . .”

Wer kennt sie nicht, diese Parabel von Friedrich Rückert, die uns das menschliche Dasein zwischen Leben und Tod im Symbol des Brunnens vor Augen führt?

„Du bist’s, der zwischen Tod und Leben
am grünen Strauch der Welt musst schweben . . .”

hören wir den Dichter im zweiten Teil der Parabel sagen.

Schöne Aussichten! Geboren, um dem Tod entgegenzugehen. Alle Menschen müssen sterben. So instruiert man uns seit nunmehr zwei Jahrtausenden. Warum denn nur? Ist Jesus Christus denn nicht auferstanden von den Toten? Nun, so wie Jesus, so kanns keiner. Aber, mit Verlaub, was ist dann mit Methusalem, um einen nur zu nennen, der dem Tode für fast tausend Jahre von der Schippe sprang?

Nun, die Forschung forscht einstweilen nach Methusalemens Genen, doch wir rücken Friedrich nah – was denn da . . . – nun, mit den Brunnen wirklich g’schah . . .

„Wenn al-le Brünn-lein flie-ßen, so muss man trin-ken . . .” Eine einfache Weisheit legt uns dieses Volkslied aus dem 16. Jahrhundert in den Schoß, doch diese Weisheit zu beherzigen, damit tun sich viele Menschen schwer – Menschen, die am Brunnenstrauche hangen, bangend sind vom Tod umfangen – anstatt zu trinken, wenn die Brünnlein fließen. Hat es vielleicht damit zu tun, dass wir so wenig singen? Kein Volk auf dieser Welt verfügt über einen reicheren Liederschatz als das deutsche.

„Ich hört ein Bächlein rauschen
wohl aus dem Felsenquell,
hinab zum Tale rauschen
so frisch und wunderhell.
 
Ich weiß nicht, wie mir wurde,
nicht, wer den Rat mir gab,
ich musste auch hinunter
mit meinem Wanderstab. . . .”

 
Deutsches Liedgut, Nummer Zwei: „Wohin?” von Wilhelm Müller, berühmt geworden in der Vertonung durch Franz Schubert.

Methusalem hört’s rauschen, und er folget ihm – dem klaren, hellen Wasser – ursprünglich rein, so wie die Stimme tief in ihm, die ihn an wundersame Plätze rief.

Eindrücke von Bad Gams
(Großansicht durch Klick)

Bad Gams! Da haben wir’s. Der Vorrede ist es nun genug. Wir kommen zu des Pudels Kern.

Kindheitserinnerungen werden wach. Angenehme und Unangnehme – wie beispielsweise die Schelte meiner Eltern, nachdem ich auf dem Eis des Parkbrunnens kläglich eingebrochen war – und das ausgerechnet zu Ostern, am Tag der Auferstehung des Herrn. Das war anno 1969, als die Winter noch Winter waren, und Bad Gams in der Steiermark nicht Bad Gams hieß, sondern schlicht und ergreifend: Gams am Gamsgebirg. Die Eisenheilquellen hatte Herr Kipper senior zwar bereits zwölf Jahre zuvor auf seinem Grundstück entdeckt und angebohrt, doch da die Gamser Uhren noch bedeutend gemächlicher als anderswo ticken – und das gilt heutzutage unvermindert fort – so dauerte es noch ein ganzes Weilchen, bis man das beschauliche Örtchen in den Adelsstand erhob: Prädikat besonders wertvoll; erlauchter offizieller Adelstitel für das eisenhältige Gesundheitswässerchen: Bad Gams (seit 1982). Bis heute sind die Quellen auf Herrn Kippers Grund ein Geheimtipp geblieben, doch langsam wird es Zeit, Dornröschen aus dem tiefen Schlafe wachzuküssen.

Auf jeden Fall: die Schelte meiner Eltern war berechtigt, doch da es nun einmal geschehen war, so versuchte ich es um so rascher zu vergessen. Es gab noch so viel zu entdecken, in und um Bad Gams herum! Erinnerungen verblassen durch die Jahre, doch das Wohlgefühl heimatlichen Geborgenseins, das blieb mir allezeit erhalten. Und ein Eindruck prägte sich mir unauslöschlich ein: der sonderbare Geschmack im Mund, wenn wir dreimal am Tag in der Trinkhalle des Kurhotels die Michelquelle hinunterkippten – Herr Doktor Kipper möge mir diesen Ausdruck verzeihen – doch machten wir nicht seinem Namen reichlich Ehre? Als eiserne Ritter kehrten wir alsbald nach Hause zurück, voll Tatendrang und mächtig Energie anbei. Prompt kehrten wir im nächsten Jahre wieder, auf gings zur Sommerfrische nach Bad Gams. Gewandert wurde, und gekippert, und wie es meinem Herrn Vater gelang, trotz familiärer Bande seinen Skizzenblock zu füllen, das macht mich heute noch erstaunen.

Heute bin ich meinem Vater von ganzem Herzen dankbar, dass er mich nach Bad Gams mitgenommen hat. Ein unbezahlbares Geschenk, das mich für mein weiteres Leben viel tiefer geprägt hat, als mir bisher bewusst war. Und ich bin nicht der einzige, der den Wert von Bad Gams als heilkräftigem Jungbrunnen erkannt hat. Mehr und mehr Menschen werden die Augen geöffnet, und sie beginnen zu erahnen, was der Schöpfer an diesem Orte geschaffen hat. Wie lieblich sind doch seine Wohnungen!

Freude und Harmonie in einem gesunden Körper!

Was wären unsere Talente, wenn wir sie nicht mit anderen teilen würden?

Die Welt wär’ trist und grau.
Drum Kind, wach auf, sei schlau!
Geh’ hin, wo gute Menschen weilen,
sie freuen sich am Freude teilen.
Die Sonne lacht dir ins Gemüt,
wenn um dich her Gesundheit blüht!
Du kannst nicht anders, als gesunden,
wenn Eisenquellen frisch dir munden.
Wo Liebe ist, da ist gut sein,
die Kippers laden -herzlichst- ein!




• Symbole VIII – Der Schlüssel: CORPUS CHRISTI •


Heilige Nacht

 
berufung.js

Hinweise für Kunstbeflissene (und solche, die es werden wollen) . . .

Verwendete Kunstwerke:
„Die Berufung der Söhne des Zebedäus” (Ausschnitt)
Gallerie dell’Accademia, Venedig
Marco Basaiti (1470 – ca. 1530), venezianische Schule.
„Das letzte Abendmahl” (Ausschnitt)
Wandfresko im Konvent Santa Maria delle Grazie, Mailand
Leonardo da Vinci (1452 – 1519), Universalgenie.
„Die Hochzeit zu Kanaan” (Ausschnitt)
Santa Maria della Salute, Venedig
Jacopo Robusti, genannt Tintoretto (1518 – 1594), Hauptmeister des venezianischen Manierismus.
„Die Berufung des Matthäus” (Ausschnitt)
Centraal Museum, Utrecht
Hendrick Terbrugghen (1588 – 1629), niederländischer Barockmaler.
„Die Vermählung der Jungfrau” (Ausschnitt)
Wallace Collection, London
Bartolomé Esteban Murillo (ca. 1617 – 1682), spanischer Barockmaler (Sevilla).
„Christus bei Simon, dem Pharisäer” (Ausschnitt)
Eremitage, St. Petersburg
Peter Paul Rubens (1577 – 1640), Universalgenie.
„Allegorie der Zeit (Allegorie der Lebensalter)” (Ausschnitt)
National Gallery, London
Tiziano Vecellio (ca. 1490? – 1576), Meister der venezianischen Hochrenaissance.
„Die Anbetung der Hirten” (Ausschnitt)
Metropolitan Museum of Art, New York
El Greco (ca. 1541 – 1614), spanisches Malgenie; inbrünstige Religiosität; unverwechselbare Handschrift, exaltiertester Manierismus. Stammt von der ägäischen Insel Kreta, daher sein Rufname.
„Die Anbetung der Hirten” (Ausschnitt)
Santa Trinità, Florenz
Domenico Ghirlandaio (ca. 1449 – 1494), ein „Sonntagskind”, florentinischer Renaissancemeister, Lehrer Michelangelos.
„Christus, der gute Hirte”
Museo del Prado, Madrid
Bartolomé Esteban Murillo (ca. 1617 – 1682), spanischer Barockmaler (Sevilla). Seine Figuren zeichnen sich durch eine tiefe seelische Durchdringung aus.
„Johannes der Täufer” (Ausschnitt)
Öffentliche Kunstsammlung, Basel
Caravaggio (ca. 1573 – 1610), italienischer Barockmaler (Rom, Neapel, Sizilien). Heißblütige Persönlichkeit, Hell-Dunkel-Malerei von dramatischer Wucht.
„Die Heimkehr des verlorenen Sohns” (Ausschnitt)
Eremitage, St. Petersburg
Rembrandt Harmensz van Rijn (ca. 1606 – 1669), holländisches Malgenie der Barockzeit. Transzendentales Licht durchflutet seine Bilder.
„Die büßende Maria Magdalena” (Ausschnitt)
Rijksmuseum, Amsterdam
Dirck Gerrit Bleker (ca. 1621 – ca. 1679), holländischer Barockmaler in Amsterdam.
„Die büßende Magdalena” (Ausschnitt)
Metropolitan Museum of Art, New York
Georges de La Tour (ca. 1600 – ca. 1652), eigenwilliger französischer Barockmaler in strengen Farben und Formen; überwiegend Nachtszenen, die von Kerzenlicht mystisch erleuchtet werden.
„Jüngling mit Fruchtkorb” (Ausschnitt)
Galleria Borghese, Rom
Caravaggio (ca. 1573 – 1610), Beschreibung siehe oben.
„Christus segnet die Kindlein” (Ausschnitt)
Privatbesitz
Lukas Cranach der Jüngere (1515 – 1586), wuchs als Sohn des berühmten Lukas Cranach dem Älteren, Freund Martin Luthers, in Wittenberg auf. Führte das malerische Werk des Vaters fort, sofern ihm das seine zahlreichen Ämter erlaubten.
„Das Weltgericht” (Ausschnitt)
Museo di San Marco, Florenz
Fra Angelico (ca. 1387 – 1455), Dominikanermönch, von der verinnerlichten sienesischen Malerei beeinflusst. Zwischen der ausklingenden Gotik und der Frührenaissance stehend.

Äußerst filigrane Darstellung des Überirdischen, reiche Verwendung von Rot, Blau, und Gold. Rot und Blau sind in der malerischen Tradition die Gewandfarben Jesu, Gold symbolisiert das himmlische Jerusalem.

Zur Seite Alle Symbole im Überblick gehen




• Symbole VI - „Scherben” •


cherben bringen Glück – so sagt der eine. Glück und Glas, wie leicht bricht das! – so meint der andere. Wer von beiden hat nun recht? Keiner und auch beide, denn das ist, wie gar so oft, nur eine Frage uns’rer Sicht. Zersplittert sie zu tausend Scherben, uns’re Sicht, so wird das mit dem Glücke nüscht. Wir nehmen wahr, was wir zertreten: Bruchstücke eines Großen, Ganzen, das wir, schemenhaft vielleicht, noch ahnen: in lichten Augenblicken, wo die Schönheit einer Seele unser Fühlen streift, doch mehr noch in den Stunden, wo uns’re Wunden schmerzhaft brennen; es sind die Wunden, die wir selbst und andere uns schlugen – und was nun ‘mal zerschlagen ist, lässt sich nie mehr zusammenfügen. So liegt’s beim Scherbenhaufen beieinander, und mahnt uns eindringlich, der Welt mit Vor- und Nachsicht zu begegnen: der Balsam, der uns Linderung verschafft, und der allein uns heilen kann, heißt einfach nur – Geborgenheit.

Diesen Balsam finden wir nicht in der Welt, von dürft’gen Spuren einmal abgesehen, wir finden ihn im eig’nen Tun, das weise Einheit in uns stiftet. Was will ich damit sagen? Wir Menschen haben heute eine große, hehre Aufgabe vor uns: es gilt, uns zu besinnen, verloren ist das Paradies, so lasst’s uns neu gewinnen – indem wir’s fassen, warum es uns verloren ging. Lest „Paradise Lost” – John Milton war es, der das Sigel brach; und dass sein „Regained Paradise” – das den erforderlichen Weg zu zeigen weiß – ein kümmerliches Schattendasein fristet, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass hellsicht’ge Propheten oft zu früh geboren werden. Erst jetzt, nachdem schon über drei Jahrhunderte vergangen sind, stehn konsequent die Folgen uns’res Tuns der Welt in aller Deutlichkeit vor Augen. Was ist geschehn?

Dreizehn Jahrtausende ist sie schon alt, des Denkens Kraft schuf ihr Gestalt – einer Entwicklung, die von Atlantis und der Sintflut ausgehend das Bewusstsein der Seele auf eine neue Stufe hob; hinweg vom unbewussten Einsseins mit der lebensspendenden Schöpferkraft, hinein in das Reich der Erkenntnis – sowohl der Welt als auch des ICHs, der eigenen Individualität. Dieser für die Entfaltung der Seele vollkommen unvermeidliche Entwicklungsschritt – der im vergangenen 20. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht hatte – lässt sich durch das alleinige Vorherrschen der Verstandeskräfte charakterisieren. Wer verstehen will, (ge)braucht den Verstand, eine Willenskraft des ICHs. Wer lieben will, benötigt das Gefühl. Gefühle aber erhalten wir direkt von Gott. Zwei unvereinbare Kräfte?

Wer sich überwiegend vom Verstand leiten lässt, verliert den Blick fürs Wesentliche – die Ganzheit der Schöpfung. Sie zersplittert in tausend Einzelteile. Das Zusammenfügen zur Einheit heilt den Menschen und die Welt – doch das will in der heutigen Zeit von neuem gelernt sein.

Dieses Bild repräsentiert symbolisch die zerspitterte Wahrnehmungsweise des „modernen” Menschen. Was sehen wir auf diesem Bild? Die ganzheitliche Sicht zeigt uns, was sich hinter unserer auf Teilaspekte ausgerichteten Wahrnehmung tatsächlich verbirgt.

Erst mit Hilfe des Verstandes lassen sich Lebenserfahrungen bewerten und einordnen – und darüberhinaus, sich selbst wahrzunehmen, sich abzugrenzen, und sich als einzigartige Individualität zu erkennen. Diese Art und Weise, das Leben zu erkunden und seine eigenen Fähigkeiten zu erproben, ist, seiner Natur nach, eine männlich-aktive Kraft, während das gefühlsbetont-intuitive Schauen der Lebenszusammenhänge eine weiblich-passive Kraft darstellt. Weder ist das eine gut, noch das andere schlecht; ganz im Gegenteil, das eine braucht das andere: denn dann erst entsteht Geborgenheit in uns, wenn beide Kräfte, sich vereinend, uns zur göttlichen Ganzheit, der wir als Seele entnommen sind, zurückzuführen vermögen.

Dass die vergangenen Jahrtausende von Männern mit ihrem „überlegenen” Verstandesdenken geprägt wurden, kann angesichts dieser Zusammenhänge niemand in Erstaunen versetzen. Und dass die Welt, und die Menschen, die auf ihr wandeln, aus dem Gleichgewicht geraten mussten, liegt auf der Hand: wenn zwei Kräfte notwendig sind, uns in der Mitte zu halten, und uns eine Kraft davon abhanden kommt, so zieht es uns aus uns’rer Bahn. Wir schlagen aus der Art – das Tollhaus draußen, das sich Welt nennt, das braucht Hilfe. Wo kommt sie her? Sie wohnt in uns, doch hat sie sich zurückgezogen. Sie wiederfinden, das ist leicht – wenn wir denn wissen, was uns fehlt: die imaginäre Kraft der Frau, die weiblich-intuitive Empfänglichkeit für’s Spüren, Schauen und Fühlen. Wir müssen uns’re Wesenseinheit wiederherstellen, wenn uns’re Welt gesunden soll.

Das will geübt sein, Tag für Tag; zersplittert, obgleich so viel wissend, liegt die Welt am Boden – darum helfen wir der Welt, indem wir in uns selbst für Eintracht sorgen – fragt euch: »war ich heut’ geborgen?« Spürend, fühlend, schauend, müssen wir nur bei uns selbst beginnen, um die Einheit zwischen Körper, Geist, und Seele wiederherzustellen.

Nun, dem Geist – dem göttlich inspirierten Odem, der uns anweht, wenn wir uns empfänglich für ihn zeigen – kommt dabei ein’ ganz besondere Bedeutung zu: vermittelt er doch zwischen objektiver Wahrheit und der Seele, die als verantwortlicher Entscheidungsträger für alles, was wir tun und lassen, die übermittelten Botschaften des Geistes über die Instanz des Körpers (in seiner Funktion als Antenne) aufnimmt. Diesen Vorgang nennen wir den Empfang der Intuition. Dem Körper und all seinen Billionen von Zellen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn: sein Zustand entscheidet darüber, wie rein und unverfälscht wir die Botschaften des Geistes empfangen können; und: sein Zustand entscheidet darüber, wie rein und unverfälscht die Botschaften sind, die wir als Mensch an andere aussenden, sowohl in Worten als auch in Taten. Was das heißt? Scherben haben scharfe Kanten. Worte mitunter auch. Alle Verletzungen, die wir uns selbst und anderen Menschen zufügen, haben ihren Grund in einem Körper, der geschädigt ist:

Solch ein Körper umhüllt die Seele dann für 24 Stunden jeden Tag: da blickt sie nun durch’s Fenster weit hinaus in diese Welt, und was sie sieht, ist – - – trübe.

Hier ist der Dreh- und Angelpunkt, an dem wir selbst entscheiden müssen, ob wir zur Harmonie von Leib und Seel’ zurückzukehren trachten: die Sorgfalt und Geborgenheit, die wir unserem Körper durch eine hochwertige Ernährung und durch die konsequente Vermeidung denaturierter Lebensmittel angedeihen lassen, heilt nach und nach die Wunden, die unser Körper jetzt noch durch Fehlentscheidungen in der Vergangenheit aufweist. Hellsichtige Menschen können diese Verletzungen, die wir unserem Körper zugefügt haben, sehen, denn sie zeigen sich nicht nur im Körper und seinen Organen, sondern auch in der Aura, die unseren Körper umhüllt. Bis all diese Verletzungen vollständig abgeheilt sind – das dauert seine Zeit. Nur Geduld! Nicht von ungefähr ist das nächste Symbol, das es zu besprechen gilt, die Schnecke.

Und denken wir daran: »Glück und Glas, wie leicht bricht das!« Wenn uns unsere Tagesschule Scherben beschert, dann macht sie uns darauf aufmerksam, dass wir unseren Körper durch eine konkrete Entscheidung am Vortag verletzt haben; typischerweise dadurch, dass wir gegen die Warnung der Intuition etwas Falsches gegessen haben. Wer hier im positiven Sinne neugierig ist, und dahinter kommt, was die wahre Ursache der Scherben war, der kann frohen Herzens sagen: »Scherben bringen Glück!« – denn er hat etwas Grundlegendes gelernt:

»ICH und mein Körper sind Eins!«

Das ist das entscheidende Paradigma der neuen Zeit, und es ist das einzige Mittel, das wir vollständig in der Hand halten, um Ganzheit und Harmonie in die Welt zu bringen.

Zur Seite Alle Symbole im Überblick gehen