• Singstunde •


Singen macht ein fröhlich Herz. Kein Scherz, und doch zieht scherzend Wonnemonat Mai von dannen. Düfte wie von Rosenblüten lassen uns bereits den Sommer ahnen. Drum hurtig, lasst uns singen, so lang’s noch Frühling ist, dem Schöpfer Lob darbringen! Sein Geist, der in uns wohnt, uns dann mit Freuden lohnt. »Und wehe Dir, solltest Du hüstelnd Dich gar zieren und genieren!« – die alte Leier vom „unmusikalisch” sein, sie bleibt heut stumm. Denn so zu denken, das ist dumm, mit Verlaub. »Wie könntest jemals Freude Du empfinden, beim Hören von Musik, wenn Musikalität nicht Deiner Seele Weggefährte wäre?«

Gesagt, getan – allein es mangelt an der Zeit. So denken wir. Doch setzen wir nur andere Prioritäten. »Priori Musica!« Sie heilt uns, weil sie uns verbindet, mit der Quelle, der alles Schöne, Edle, Wahre immerzu entspringt. Und selbst die wissenschaftlichen Forschungen der Chronomedizin sind dem Geheimnis auf der Spur: Singen bringt den Körper und die Seele wieder in die Harmonie zurück. Natürlich. Sphärenklänge, Keplers Harmonia Mundi – Erinnerungen an den Physikunterricht werden wach – tönen durch die Himmel, durchdringen uns und führen uns zurück in die Alleinheit, in die Ganzheit des ruhenden Lichts des Geistes, der alles ist, was ist, der alles ist, was war, und der alles ist, was jemals sein wird, immerfort und immerdar.

Durch alle Zeiten hindurch werden uns Genies geschenkt, die Musik aus dem Geist des Schöpfers empfangen, um mit ihren Werken unsere Kultur zu erheben, und um unsere Seele zu nähren. Thomas Morley war eines dieser Genies, und er führte die Kunstform des Madrigals zu höchster Blüte. Sein Wirkungskreis war der englische Hof, zur Zeit der musik- und kunstliebenden Königin Elizabeth I. Welche Freude muss es gewesen sein, die Royal Chapel, die königliche Kapelle, leiten zu dürfen!

»Wie wäre es, in den erlauchten Kreis dieser meisterhaft geschulten Sänger einzutreten, um mitzusingen, teilzuhaben an den Klangwelten, die Sir Thomas Morley aus dem ewigen göttlichen Brunnen zu schöpfen wusste?«

Nichts leichter als das. Ein vergnügliches Frühlingslied zur Erheiterung bei Tanz und Spiel? Bitte sehr:

Nächster Schritt. Wir singen mit.

Du meine Seele, singe!

Und das geht so: wir folgen als erstes der Melodie, der Oberstimme, die gemeinhin auch Sopran genannt wird. Auf dem linken Stereokanal erklingt der gesamte Chor, auf dem rechten Stereokanal die jeweilige Einzelstimme (instrumental), zunächst also die Sopranstimme. Auch, wenn wir keine Noten lesen können, folgen wir dem Ablauf der Noten – wir brauchen uns nur eine Leiter vorzustellen, deren Sprossen den Notenlinien entsprechen. Für jeden zu singenden Melodieton gibt es eine Note, deren Position auf der Leiter die Tonhöhe markiert. Wer aufmerksam zuhört, wird nach kurzer Zeit den Bezug der Melodietöne zu den vorüberziehenden Noten herstellen können.

Tipp: Wer über eine höherwertige Audiokarte verfügt, der kann normalerweise über deren Soundsteuerung das Stereopanorama verändern – so lässt sich beispielsweise zum Üben einer Einzelstimme der linke Stereokanal ausblenden. Das geht jedoch auch, wenn man den Audioausgang des Rechners an einen externen Verstärker anschließt.

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Na, das war doch gar nicht so schwer. Die Außenstimmen (Sopran und Bass) sind leicht zu erlernen. Der Gegenpol zum Sopran ist das Fundament, die tiefste Stimme: der Bass. Er kommt nun als nächstes an die Reihe.

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Keine Sorge, die Frauen sollen auch nicht zu kurz kommen – ist’s doch genug damit, dass man ihnen das Singen jahrhundertelang vorenthalten hat. »Stimmt ein, der Altus will erlernet sein!«

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»Helden an die Front!« Jetzt sind die verhinderten Tenöre dran, die bisher über die Badewanne nicht hinausgekommen sind. Spielerisch erklimmen sie nun neue, ungeahnte Höhen.

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Und jetzt wird’s richtig schwierig, denn der zweite Tenor hat’s wirklich in sich. Er fungiert als Springer, als Füllstimme der Harmonie, und trägt durch seine vertrackten synkopischen (gegenrhythmischen) Figuren im Fa-la-la-Teil wesentlich zur Lebendigkeit des Stücks bei. Hinzu kommen die häufigen Sprünge, die sängerischer Erfahrung bedürfen. Übung macht den Meister. »Ärmel hochkrempeln, und tief Luft holen!«

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»Das waren sie!« Die Einzelstimmen, die sich zum Ganzen fügen. Das ist die Kunst, sich selbst zu sein, und dennoch im Gesamten aufzugehen. So entsteht Harmonie, und so macht Chorisches Singen Freude – und der Harmonia Mundi alle Ehre.

Die höchste Kunstfertigkeit im Singen benötigt selbstverständlich keine Stützen mehr. Ob ihr das sängerische „Freischwimmerabzeichen” schon verdient habt, könnt ihr jetzt überprüfen: das Tempo ist ein wenig schneller, und Noten verfolgen müsst ihr nun selbst.

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»Ohne Fleiß kein Preis!« Das sieht und hört man den Ensembles an, die ihre Freude am Singen zum Beruf gemacht haben. Die hier verwendete Aufnahme verdanken wir dem Ensemble Amarcord, das aus den Leipziger Thomanern, die ja bekanntlich in der Bachschen Nachfolge stehen, hervorgegangen ist. Die Aufnahme entstammt ihrer vorzüglichen CD „The Book Of Madrigals”. »Dankeschön!« Und auch ein Dankeschön an Karl Aloritias für den fünfstimmigen Notensatz.

Für heute ist die Singstunde zu Ende. Doch wenn sie euch ein wenig Mut gemacht hat, mehr und mehr die musisch-kreativen Seiten eurer Persönlichkeit zu entdecken – und kontinuierlich an ihnen zu arbeiten – so hat sie ihren Zweck erfüllt. Wer weiß, vielleicht wartet gerade in Deiner näheren Umgebung ein Chor auf Deine Stimme? In diesem Sinne: »Sing Dich frei!«




• Jungbrunnen •


„Es ging ein Mann im Syrerland,
führt’ ein Kamel am Halfterband.
Das Tier mit grimmigen Gebärden
urplötzlich anfing, scheu zu werden,
und tat so ganz entsetzlich schnaufen,
der Führer vor ihm mußt entlaufen.
Er lief und einen Brunnen sah
von ungefähr am Wege da.
Das Tier hört er im Rücken schnauben,
das musst ihm die Besinnung rauben.
Er in den Schacht des Brunnens kroch,
er stürzte nicht, er schwebte noch.
Gewachsen war ein Brombeerstrauch
aus des geborstnen Brunnens Bauch;
daran der Mann sich fest tat klammern,
und seinen Zustand drauf bejammern.
Er blickte in die Höh, und sah
dort das Kamelhaupt furchtbar nah,
das ihn wollt oben fassen wieder.
Dann blickt er in den Brunnen nieder;
da sah am Grund er einen Drachen
aufgähnen mit entsperrtem Rachen,
der drunten ihn verschlingen wollte,
wenn er hinunterfallen sollte . . .”

Wer kennt sie nicht, diese Parabel von Friedrich Rückert, die uns das menschliche Dasein zwischen Leben und Tod im Symbol des Brunnens vor Augen führt?

„Du bist’s, der zwischen Tod und Leben
am grünen Strauch der Welt musst schweben . . .”

hören wir den Dichter im zweiten Teil der Parabel sagen.

Schöne Aussichten! Geboren, um dem Tod entgegenzugehen. Alle Menschen müssen sterben. So instruiert man uns seit nunmehr zwei Jahrtausenden. Warum denn nur? Ist Jesus Christus denn nicht auferstanden von den Toten? Nun, so wie Jesus, so kanns keiner. Aber, mit Verlaub, was ist dann mit Methusalem, um einen nur zu nennen, der dem Tode für fast tausend Jahre von der Schippe sprang?

Nun, die Forschung forscht einstweilen nach Methusalemens Genen, doch wir rücken Friedrich nah – was denn da . . . – nun, mit den Brunnen wirklich g’schah . . .

„Wenn al-le Brünn-lein flie-ßen, so muss man trin-ken . . .” Eine einfache Weisheit legt uns dieses Volkslied aus dem 16. Jahrhundert in den Schoß, doch diese Weisheit zu beherzigen, damit tun sich viele Menschen schwer – Menschen, die am Brunnenstrauche hangen, bangend sind vom Tod umfangen – anstatt zu trinken, wenn die Brünnlein fließen. Hat es vielleicht damit zu tun, dass wir so wenig singen? Kein Volk auf dieser Welt verfügt über einen reicheren Liederschatz als das deutsche.

„Ich hört ein Bächlein rauschen
wohl aus dem Felsenquell,
hinab zum Tale rauschen
so frisch und wunderhell.
 
Ich weiß nicht, wie mir wurde,
nicht, wer den Rat mir gab,
ich musste auch hinunter
mit meinem Wanderstab. . . .”

 
Deutsches Liedgut, Nummer Zwei: „Wohin?” von Wilhelm Müller, berühmt geworden in der Vertonung durch Franz Schubert.

Methusalem hört’s rauschen, und er folget ihm – dem klaren, hellen Wasser – ursprünglich rein, so wie die Stimme tief in ihm, die ihn an wundersame Plätze rief.

Eindrücke von Bad Gams
(Großansicht durch Klick)

Bad Gams! Da haben wir’s. Der Vorrede ist es nun genug. Wir kommen zu des Pudels Kern.

Kindheitserinnerungen werden wach. Angenehme und Unangnehme – wie beispielsweise die Schelte meiner Eltern, nachdem ich auf dem Eis des Parkbrunnens kläglich eingebrochen war – und das ausgerechnet zu Ostern, am Tag der Auferstehung des Herrn. Das war anno 1969, als die Winter noch Winter waren, und Bad Gams in der Steiermark nicht Bad Gams hieß, sondern schlicht und ergreifend: Gams am Gamsgebirg. Die Eisenheilquellen hatte Herr Kipper senior zwar bereits zwölf Jahre zuvor auf seinem Grundstück entdeckt und angebohrt, doch da die Gamser Uhren noch bedeutend gemächlicher als anderswo ticken – und das gilt heutzutage unvermindert fort – so dauerte es noch ein ganzes Weilchen, bis man das beschauliche Örtchen in den Adelsstand erhob: Prädikat besonders wertvoll; erlauchter offizieller Adelstitel für das eisenhältige Gesundheitswässerchen: Bad Gams (seit 1982). Bis heute sind die Quellen auf Herrn Kippers Grund ein Geheimtipp geblieben, doch langsam wird es Zeit, Dornröschen aus dem tiefen Schlafe wachzuküssen.

Auf jeden Fall: die Schelte meiner Eltern war berechtigt, doch da es nun einmal geschehen war, so versuchte ich es um so rascher zu vergessen. Es gab noch so viel zu entdecken, in und um Bad Gams herum! Erinnerungen verblassen durch die Jahre, doch das Wohlgefühl heimatlichen Geborgenseins, das blieb mir allezeit erhalten. Und ein Eindruck prägte sich mir unauslöschlich ein: der sonderbare Geschmack im Mund, wenn wir dreimal am Tag in der Trinkhalle des Kurhotels die Michelquelle hinunterkippten – Herr Doktor Kipper möge mir diesen Ausdruck verzeihen – doch machten wir nicht seinem Namen reichlich Ehre? Als eiserne Ritter kehrten wir alsbald nach Hause zurück, voll Tatendrang und mächtig Energie anbei. Prompt kehrten wir im nächsten Jahre wieder, auf gings zur Sommerfrische nach Bad Gams. Gewandert wurde, und gekippert, und wie es meinem Herrn Vater gelang, trotz familiärer Bande seinen Skizzenblock zu füllen, das macht mich heute noch erstaunen.

Heute bin ich meinem Vater von ganzem Herzen dankbar, dass er mich nach Bad Gams mitgenommen hat. Ein unbezahlbares Geschenk, das mich für mein weiteres Leben viel tiefer geprägt hat, als mir bisher bewusst war. Und ich bin nicht der einzige, der den Wert von Bad Gams als heilkräftigem Jungbrunnen erkannt hat. Mehr und mehr Menschen werden die Augen geöffnet, und sie beginnen zu erahnen, was der Schöpfer an diesem Orte geschaffen hat. Wie lieblich sind doch seine Wohnungen!

Freude und Harmonie in einem gesunden Körper!

Was wären unsere Talente, wenn wir sie nicht mit anderen teilen würden?

Die Welt wär’ trist und grau.
Drum Kind, wach auf, sei schlau!
Geh’ hin, wo gute Menschen weilen,
sie freuen sich am Freude teilen.
Die Sonne lacht dir ins Gemüt,
wenn um dich her Gesundheit blüht!
Du kannst nicht anders, als gesunden,
wenn Eisenquellen frisch dir munden.
Wo Liebe ist, da ist gut sein,
die Kippers laden -herzlichst- ein!




• Adieu, große Kälte! •


ir brauchen dich nicht mehr. „Sonne, Freudenspenderin, sei uns willkommen!” Du hast uns überraschend schnell mit dir versöhnt – wenn ungetrübtes Blau vom Himmel lacht, den Strahlenkranz empfangend.

Was ist des Sonnenlichts Natur? Ist es nun Freundenspenderin, oder ein Freudenspender nur? Im germanischen Sprachraum ist sie, die Sonne”, in ihrer wärmenden Fürsorge eher weiblicher Natur, während im romanischen Sprachraum il sole” bzw. le soleil” eindeutig den männlichen, beherrschenden Anteil zum Ausdruck bringt.

Erstaunliche Unterschiede, nicht wahr? Die Sprachen der Völker, die sich über Jahrtausende hin entwickelt haben – und sich permanent weiterentwickeln, einer Verschmelzung in fernerer Zukunft entgegen – zeigen uns auf, wie unterschiedlich doch das Empfinden anderer Mentalitäten ist. Das gilt es zu erkennen, um es im Miteinander, das ja überwiegend auf Sprachkommunikation beruht, zu berücksichtigen. Toleranz baut hier die Brücken, über Ländergrenzen und Meere hinweg.

So wie der Sonne Strahlen jede Erdkrume erwärmt, und nicht an den von Menschenhand gezogenen Grenzen haltmacht, so unbegrenzt sollten wir in unserem Denken, Fühlen, Wollen, und Handeln jederzeit sein.

Er muss sich bald schon wieder – ob er es möchte, oder nicht – vereinen mit den anderen, hinunterströmen in den Ozean . . .

 . . . wo seine Freunde sind.
Besser, du möchtest es, mein Kind!
Das sei als Herzenswunsch in dir gehegt:
Glücklich zu lieben alles, sei’s, was dich bewegt.

Das ist die Liebe, die alles umfasst, indem sie bei sich selbst beginnt. Selbstliebe lernen, heißt es nun. Was also tun?

»Lernet und teilet!«

Mein Freund Jürgen hat seine bisherigen Erfahrungen für Euch niedergeschrieben. Eine herrlich blühende Rose ziert sein Selbstliebe-Kompendium, und es ist die Rose der Entfaltung, die ihm den Lebensweg weist.

So öffnen sich die Knospen, wer sich der Liebe öffnet. Licht wird es in uns, warm und hell. Und langsam zeigt sich nun die Schönheit, die unsrer Seele innewohnt. Sie zu entfalten ist es, was sich wirklich lohnt! Nehmen wir uns die Natur zu Herzen; »sie blühet, weil sie blühet . . . egal ob man sie siehet« (Silesius). Auch im Verborgenen ist’s nicht umsonst, denn einer sieht dich, jederzeit.

»Blühe für Dich, weil es Dein Auftrag ist!
So bist Du Freude für die Welt.«

„Kinder, wie ist es in der Sonne schön!” Zugegeben, an Ostern haben wir gefroren. Doch jetzt herrscht Dankbarkeit und Frieden in euch, oder etwa nicht? :smile: Die Wärme kam auf leisen Sohlen, heimlich über Nacht. Wer hätte das gedacht? Zwölf Grad mehr! Das Herze lacht. Am ersten Arbeitstag der Woche! So geht die Arbeit leicht und zügig von der Hand. Wer wollte da noch neidisch oder eifersüchtig sein, wenn andere im Sonnenschein spazieren? Freude und Glück sei ihnen großherzig gegönnt. Sind nicht die Tage lang genug, um noch nach Feierabend ein paar Strahlen einzufangen?

Aprilwetter ist launisch, sagt man. Abwechslungsreich, sag’ ich, so klingt es besser mir. In weiser Planung wird es dazu eingesetzt, uns seelisch „wetterfest” zu machen. Sozusagen unerschütterlich, auch wenn’s von oben wie aus Kübeln schütten sollte.

»Vollkommen positiv und frohgestimmt
will man uns haben, allezeit.
Bist Du bereit?
Oder willst Du noch länger Trübsal blasen?
So blas’ allein mit Deiner Pein,
bis Du zur Freudenmelodie gefunden.
Dann erst verlass Dein Kämmerlein,
dem Leben öffnend sei bereit;
mach’ Deine Herzenstüren weit!
Mit Freudentönen wirst Du Licht
im reinsten Lichte sein.«

Freude und Freundschaft sind Geschwister! Schließ doch ein Freundschaftsband mit Dir. Du wolltest doch als Kind schon ewig glücklich sein!

»Erkenne Dich!«
»Erinnere Dich daran, an jedem neuen Tag.«




Ein Freudenspender sein - mein 17402. Tag


ie man in den Wald hineinruft, so schallt’s zurück! Ein Glück und eine Freude ist’s für den, der das begreift. Gereift hat sie in mir nun viele Jahre, diese an sich einfache Erkenntnis, und sie anzuwenden, ist eine effektive Möglichkeit, an der positiven Ausgestaltung unserer Welt teilzuhaben. »Lächle!« »Teile deine Freude!« Sag es ihm, wenn dir ein Mensch sympathisch ist.

Den anderen ob seiner Fehler zu kritisieren, damit tun sich viele allzu leicht. Wie schwer tun wir uns hingegen, einem lieben Menschen „ich mag dich!” oder „ich schätze dich!” zu sagen! Wir plagen uns, die Stimme wird heiser oder versagt sogar, vielleicht bekommen wir einen roten Kopf, und stottern dann ein leises „also, tschüss – bis zum nächsten Mal.” Und wenn’s hochkommt „hat mich gefreut, dich zu sehen.” Wissen wir denn, ob es ein Wiedersehen gibt?

Im Fußball nennt man dieses Verhalten defensives Spiel. Nur nicht zuviel von sich preisgeben. Der andere könnte ja . . . ja, was könnte er denn? Hinter unsere Fassaden schauen? Herzlicher reagieren, als uns lieb ist? Doch mit der Defensivtaktik ist noch keine Mannschaft Meister geworden. So schießt man keine Tore, und wenn schon, dann sind’s Eigentore.

Offensives Spiel bringt dagegen Schwung und Farbe ins Geschehen. So haben sich 1954 die Helden von Bern in die Herzen der Zuschauer gespielt. „Toooooor!” Grenzenloser Jubel beim 3:2. Sepp Herberger schließt seine Schützlinge in die Arme. Offen und geradeheraus. Taktiererei hat in der Gefühlswelt nichts zu suchen.

Wenn’s nur so leicht wäre, mit offenen Karten zu spielen! Da wandeln wir durch unsre schöne Welt, und verstellen uns bis zum Verbiegen. »Pokerfaces!« Legt die Karten auf den Tisch.

»Frisch!« – ja frischer noch muss sein,
was euch Leib und Seele nähre,
lasst des Schöpfers Werk hinein,
dass es Freude euch gewähre.
 
Kauet gut und beißet fest,
eure Schale zu durchbrechen,
Freundschaft sorgt dann für den Rest,
überwindet alle Schwächen!

Nüsse und Menschen müssen aus ihrer Schale befreit werden. Was der Nussknacker für die Nüsse ist, ist für den Menschen eine frische, lebendige Kost.

Wir können nur soviel Freude verschenken, wie wir in uns haben. Wie aber kommt Freude in uns hinein? Indem wir sie essen! „Frisch & knackig” heißt das Paar, das uns zum Freudenspender macht. Wie sollen wir erblühen, wenn unser Grünzeug im Gemüsefach die Köpfe hängen lässt? »Hinweg damit!« Der neuste Hit: Salat mit feuchtem Wurzelballen, »Ohlala!« (im gut sortierten Frischemarkt). Nicht dass Sie mich jetzt falsch verstehen: so hartgesotten bin ich nicht, dass ich die Wurzeln mitverspeise. Aber die Frische! Prana, pure Lebensenergie, bis zum letzten Salatblatt, selbst noch nach einer Woche. Jetzt kann ich Schnecken gut verstehen, denn die sind einfach auf den Geschmack gekommen.

Was unseren Augen für gewöhnlich verborgen bleibt, das macht die Kirilianfotografie sichtbar. Können wir noch in Ehrfurcht staunen? Das Leben, das uns die reine, unverfälschte Natur offenbart, ist Freude, Schönheit und Ordnung. Machen wir sie zu unserem Verbündeten, so werden wir genau wie sie: rein, natürlich, schön, und voller Freude. So wie kleine Kinder sind, wenn sie nichts Denaturiertes zum Essen und Trinken bekommen.

Jeder Mensch hat eine Bestimmung. Aus Licht geboren, zum Licht bestimmt!

Egal, wo du bist,
egal was du tust,
vergiss nie den leuchtenden Stern
über dir,
der dich behütet,
und der dich sicher führt.

Wer ahnt schon das funkelnde Feuer ewiger Liebe, solange wir in Schutt und Asche liegen? Der Diamant will bloßgelegt, geschliffen und polieret sein, erst dann kehrt Freude bei uns ein. Das ist ein langer Weg, der auch durch Dorn und Distel führt, doch übrig bleibt, einzig, allein: ein Freudenspender nur zu sein. Wie Paul Potts aus Wales, der niemals seine wahre Bestimmung aus den Augen verlor, auch wenn er jahrelang ganz unten war. »I think, that we’ve got the case of a little lamp of a coal-heaver is gotta turning into a diamond . . . « (Ich glaube, hier verwandelt sich das kleine Licht eines Kohlenträgers in einen Diamanten . . . ) kommentiert ein sichtlich bewegtes Jurymitglied das Vorsingen Pauls bei einem Wettbewerb. Paul gewinnt. Und wird zum Star, zu einem Stern, der ewig strahlt. »Jetzt kann ich endlich genau das tun, weswegen ich überhaupt hier [auf der Erde] bin – etwas, dass ich liebe und das mir so große Freude bereitet.« Uns auch, Paul, uns auch!

Herzen berühren,
Freudenspender sein,
Paul Potts lädt alle ein!




Heute schon gelacht? - mein 17391. Tag


ennen Sie den?

Sagt ein Käfer zu seiner Frau:
 
»Liebling, heute gönnen wir uns etwas Feines! Ich lade dich zum steirisch essen ein!«
 
»Oooooch – darf ich meine besten Freundinnen mitbringen?«
 
»Ja gerne, es reicht für uns alle!«
 
»Was gibt’s denn?«
 
»Grazer Riesenkäferbohnen, du weisst schon, d i e   steiermärk’sche Spezialität!«

 
[es folgen Wohllaute des Entzückens, die sich einer schriftlichen Wiedergabe durch Buchstaben entziehen; Anmerkung des Verfassers]
 

Nach der Mahlzeit: alle sind sie satt geworden. Heißen Käferbohnen Käferbohnen, weil gern Käfer drinne wohnen?

Wer kennt sie nicht, die violett-braun gesprenkelten Bohnenkerne aus der Steiermark, die nicht nur Käfern große Freude bereiten! Eine Mahlzeit auf der Grundlage von Käferbohnen ist eine hochgesunde Kraftnahrung, die es wahrlich in sich hat. Eiweiß, Eisen, Magnesium, Calcium, Kalium, Phospor, Kupfer, Selen, Chrom, Zink, Vitamine, Phytoöstrogene, Spurenelemente, und, und, und . . .  vielleicht fällt Ihnen ja sogar noch mehr ein? Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen, und gleicht einem kleinen Steak, sozusagen, mit einem Anteil von 20% hochwertigem Pflanzeneiweiß und nur 1,7% Fett. Alles vom Feinsten, und ohne unerwünschte Nebenwirkungen!

»Dô legst di nieda!« sagt da der Bauer, und streicht sich voller Vorfreude den Bauch. »Ich auch!« – so dachte ich am Morgen, denn getrocknete Käferbohnen brauchen drei bis vier Stunden Kochzeit, und so wollte ich sie rechtzeitig auf dem Herd haben. Ein Griff ins Säckchen mit den Bohnen – da rieselt es verdächtig. Ich sehe hin – den Käfern geht es prächtig! Die Bohnen erinnern mich dagegen eher an Schweizer Hartkäse – Sie wissen schon, ja, den mit den vielen Löchern. Da haben wir den Salat! Doch heute ohne Bohnen.

 

Was ich da am Morgen erlebt habe, nennt man eine klassische Positiv-Negativ-Prüfung. Nicht für die Käfer, denen es „an den Kragen ging”, sondern für den, der sich auf die Bohnenmahlzeit gefreut hatte. Der Appetit ist mir fürs Erste gründlich vergangen. Doch wie gehe ich mit solchen Situationen um? Ich kann mich ärgern, so lange ich will. Die Bohnen sind hinüber. Sei’s drum. Deshalb geht die Welt nicht unter.

Positiv-Negativ-Prüfungen am Morgen helfen uns, die Weichen für den Tag zu stellen. »Smile!« – so wirst du heil. Eine positive Lebenssicht erhöht die Lebenserwartung. Wenn wir eine Positiv-Negativ-Prüfung erkennen und bestehen, leben wir einen Tag länger. So einfach ist das!

Also: ich brauche mich nur nach dem Warum zu fragen. Warum muss ich diese Geschichte mit den verdorbenen Bohnen erleben? Weil ich sie zu selten auf den Speiseplan gesetzt hatte. In einer dunklen, stillen Ecke fühlt sich Ungeziefer wohl. »Seid fruchtbar und vermehret Euch!« Dieser biblischen Aufforderung waren die kleinen Käfer fleißig nachgekommen. Hätte ich mein Bohnensäckchen regelmäßig in die Hand genommen und kräftig aufgeschüttelt, wären sie an einen ruhigeren Ort gezogen. Und da ich keine Käferbohnen selber ziehe, so muss ich also wieder einmal gen Bad Gams ziehen, um mich vor Ort mit einem Jahresvorrat einzudecken. Das mach’ ich gerne, zugegeben, denn die Steiermark ist ein gesegnet’ Land — gerühmt nicht nur für Kürbiskern’ und Käferbohn’. Bei dem Gedanken an Bad Gams, einem Jungbrunnen ohnegleichen mit seiner „eisernen” Michelquelle, hüpft mein Herz vor Freude, die Positiv-Negativ-Prüfung ist längst abgehakt, und ich wiege mich im Takt des Steiermärker Hopsers:

Steirerhopser.js

post scriptum: Teilt die Erlebnisse eurer Tagesschule mit anderen! Berichtet davon im Forum. Für Positiv-Negativ-Prüfungen gibt es eine eigene Rubrik: „Der Tag wird gut!” Gemeinsam lernen ist einfach effektiver, macht intelligenter, und wir alle haben dann mehr Freude . . .