• Symbole II - „Martinshorn” •


as Martinshorn mit seinem pulsierenden Kobaltblau ist in seinem Sinngehalt, als Symbol im Rahmen der Tagesschule, durchaus ambivalent zu verstehen: »Es droht Gefahr – die Rettung naht!« Die Tonfolge im Quartabstand ist bereits kleinen Kindern vertraut, und geht auf den Jagdhornruf bei drohender Gefahr zurück.

»Es brennt, es brennt!
Und alles rennt.
Sirenen heulen, es ertönt: „Tatü-Tata”,
die Feuerwehr – sie ist schon da.«

Eins – zwei – drei – es wird gelöscht. Und wie wir sehen, ist es das Wasser, das uns Hilfe und Linderung bringt.

Viele Menschen trinken zu wenig Wasser. Sie sind Feuer und Flamme für dies und jenes, für berufliche Herausforderungen, für die Belange der Familie, für gesellschaftliche Verpflichtungen – da bleibt wenig Zeit für die Befriedigung eigener Bedürfnisse. Oft genug lassen wir uns in den Strudel der Alltagshektik mit hineinziehen, so dass der Lebensmotor im roten Drehzahlbereich agiert. Er überhitzt sich und glüht aus, wird brüchig und spröde. Was das auf den Körper übertragen bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Seit langem sind Herz- und Gefäßkrankheiten in den Industrieländern die häufigste Todesursache. Was tun?

Wie hoch ist Ihr Wasserspiegel? Für den menschlichen Körper sind 72 Prozent Wasseranteil ideal.

»Wasser! Ein Königreich für ein Glas Wasser!«

Wasser ist ein köstliches Nass, das in unseren Breitengraden im Überfluss zur Verfügung steht. Wer in der Wüste am Verdursten ist, der kann Wasser wahrlich schätzen. Wenn unser Körper Wasser braucht, dann drücken wir aufs Gas. Wir lassen ihn brennen, glühen und dürsten, manchmal über Stunden hinweg. Bis das Haus in Schutt und Asche liegt. Und wenn der Ozean in uns dann irgendwann einmal verdunstet ist, so sterben wir. An Wassermangel.

Wie gut, dass es das Martinshorn gibt! Mehrmals am Tag dringt es an unser Ohr, und erinnert uns daran, dass es zu löschen gilt: »Wasser marsch!« Wasser erscheint unserem Auge blau, weil sich der Himmel darin spiegelt. Ein Wink des Himmels: blau ist auch die Farbe des Signalhorns, das wir deshalb ja auch „Blaulicht” nennen. Ist es nicht frappierend, zu erleben, wie häufig das Martinshorn gerade in größeren Städten zu vernehmen ist? Kein Wunder. Die Geschäfte florieren, die Menschen rotieren. Die Drehzahl steigt mit der Geschäftigkeit. Sie ist in der Stadt deutlich höher als auf dem Land. Die Folge: es muss auch dementsprechend häufiger gelöscht werden. Alles spiegelt sich in allem. Mikrokosmos gleich Makrokosmos.

Das Beispiel mit dem Wasser ist nur ein spezifisches Beispiel für das Martinshorn als Symbol innerhalb unserer Tagesschule. Gefahr und Hilfe sind in diesem Symbol vereint. Es will uns immer sagen: »Die Rettung naht!« Und immer müssen wir selbst einen Schritt dazu beitragen. Oder zwei. Fürsorglichkeit ist eine Tugend – und verhilft zur Jugend – eine Wasserflasche jederzeit griffbereit zu haben, ist wirklich kein Aufwand. Auch außer Haus. Ein Dromedar ist dafür nicht von nöten. Wir leben schließlich nicht in der Wüste.

Verallgemeinert symbolisiert das Martinshorn die Hilfe, die unser Körper dringend benötigt – genau zu dem Zeitpunkt, wo es an unser Ohr dringt. Was unser Körper zu diesem Zeitpunkt braucht, müssen wir intuitiv erspüren: ein reinigendes Glas Wasser, oder ein aufbauendes Nussmilchgetränk, oder gar eine vollwertige Mahlzeit. »Gesundheit!« Lacht der Körper, lacht die Seele. Das ist die Selbstliebe, die sich das Universum von uns wünscht.

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Quellenkunde III - mein 17396. Tag


ei, was für ein schöner Winter! Kinder, Kinder! Die Schneeflocken tanzen um die Wette, und keiner hat sie je gezählt. Oder doch? Aber ja, natürlich! Auch wenn wir nicht wissen, ob mehr Sterne am Firmament aufgereiht oder Schneeflocken am Boden aufeinandergeschichtet sind, so ist doch jedes Haar auf unserem Kopf gezählt, fein säuberlich im großen Weltencode geordnet, und wie viele heute ausfallen mögen, und ob sie nachwachsen werden oder nicht —— Gott Lob! Das braucht uns nicht zu kümmern. Wozu uns sorgen, wenn ER da ist, der für alles sorgt? Auch unsere bronzene Najade muss nun nicht mehr ganz so frieren; mit modischer Mütze und farblich abgestimmtem Schal lässt es sich wohl bis zum nächsten Frühling aushalten.

Selbst bei klirrender Kälte harrt die Nymphe an ihrer Quelle aus. Ein symbolischer „Jungbrunnen” vor dem Eingang der Bad Liebenzeller Paracelsustherme.

Und doch, ihr Blick bleibt nachdenklich, und in sich gekehrt. Eine gewisse Zurückhaltung ist ihr eigen, eine Art natürliche Scham verhüllt ihre Blöße. Ob man sie, den guten Geist der Quelle, für Jahrhunderte in den felsigen Klüften verborgen, um ihr Einvernehmen gefragt hat, als man sie aufspürte, um ihre anmutige Gestalt in eine starre Form zu gießen?

Sie hat es längst verziehen (denn sie ist eine gute Najade), und erfreut uns nun, zu Erz geworden, mit lieblichen Konturen. Und überdies lädt sie uns ein, in die heilenden Quellen einzutauchen, denen sie entsprungen ist.

Allein in Deutschland gibt es mehr als zweihundert Heilbäder, und jedes von ihnen hat charakteristische Wassereigenschaften und dementsprechend auch spezifische Heilwirkungen. Ob Sie in die eher kühlen Fluten eines Mineralbads eintauchen, oder lieber in die warmen Quellen eines Thermalbads: Jungbrunnen sind sie allemal. Während Mineralbäder eher ernährend wirken, sind Thermalwässer darauf spezialisiert, den Körper von Schlacken und Ablagerungen zu befreien. Oftmals finden wir im Bereich von Thermalwasservorkommen eine erhöhte Radioaktivität, die durch sämtliche Körperzellen hindurchschießt, und unerwünschte Ablagerungen regelrecht „bombardiert”. Doch keine Panik, das sind gute Strahlen! Das sieht man an den heiteren Gesichtern schmerzgeplagter Arthritispatienten, die nach einem Thermalbad erleichtert aufseufzen.

Erinnern wir uns an den guten alten Händel! Ja, den Musikus, den Georg Friedrich; Zeitgenosse und Gegenpol von Johann Sebastian Bach; beide im selben, berühmten Geburtsjahr 1685 geboren – mit seiner imposanten Leibesfülle muss Händel eine wahrhaft majestätische Erscheinung gewesen sein, doch plagten ihn Gichtschmerzen und Depressionen – eine unmittelbare Folge der Schmerzen. Ja, die Übersäuerung! Zuviel Arbeit, zuviel Essen, zuviel Händel —— damals schon wie heute. Großer Mann, was nun? Weltberühmt, und doch nicht glücklich. Doch der geniale Komponist wusste sich zu helfen — er erinnerte sich seines Heimatlandes, und reiste 1737 zur Badekur nach Aachen. Händel soll sich in die heißen Schwefelquellen gestürzt, und sich gegen alles gute Zureden der Badeärzte geweigert haben, das Wasser nach der verordneten Badedauer wieder zu verlassen. Erst nach sage und schreibe sieben Stunden entstieg er, wie er es empfand, als geheilter und neugeborener Mensch dem Thermalwasser. Das sei zur Nachahmung im übrigen nicht empfohlen – nicht jeder hat eine solche Rossnatur wie Händel.

„Gerettet! Heil! Hallelujah!” Nach London zurückgekehrt, verlieh der Komponist seinem Jubel Ausdruck in dem Werk, das bis heute als Inbegriff der Dankbarkeit und der Lobpreisung gilt: dem „Messias”, der sich die Herzen der Nationen im Sturm eroberte. Beim „Hallelujah” erheben sie sich, nicht nur die Herzen, nein, alle Hörer stehen auf! In London, es war im Jahr 1742, erhob sich König Georg der Zweite von England als Erster. Wo diese Hallelujahrufe ertönen, verwandelt sich der Konzertsaal in einen Tempel Gottes. Hier wird Musik zum heilenden Gebet.
 
hallelujah.js

(Ausschnitt aus einer Audioaufnahme, die unter einer Creative-Commons-Lizenz in der Wikipedia veröffentlicht wurde; für das Hintergrundbild gilt dasselbe)

Empfehlung zum Nachlesen oder Nachhören: „Georg Friedrich Händels Auferstehung”, 14 historische Miniaturen aus dem Werk „Sternstunden der Menschheit”, von Stefan Zweig)