er kennt nicht die Situationen, wo man einfach nur noch denkt „Das gibt’s doch nicht!” – und gestern musste ich wirklich zweimal hinschauen, als mich von hinten eine unbekannte Stimme mit meinem Namen anrief. Ich drehe mich um, sehe einen Mann und eine Frau, die ich zunächst nicht erkenne. Als er mir seinen Namen sagt, fällt der Groschen. Ein Neffe, mit seiner Freundin, den ich vor 15 Jahren das letzte Mal gesehen habe. Er arbeitet seit Jahren im Ausland, Frankreich und England, und wollte an letzten Tag seines Heimaturlaubs in die Böblinger Mineraltherme, die allerdings wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war. Also gingen sie in die Liebenzeller Therme, wo sich unsere Wege dann kreuzten. Eine Minute früher, eine Minute später — und wir wären uns nicht über den Weg gelaufen. Wenn ich daran denke, wieviel Entscheidungsoptionen ich den ganzen Tag über hatte (z. B. wo und zu welchem Zeitpunkt ich spazieren gehen würde), so kann ich wirklich nur noch staunen, wie präzise und synchron der ganze Tagesablauf in die Planung und Steuerung von „oben” eingebettet ist. Mein Gemüt war an diesem Tag mit dem meines Neffen verbunden. Von wegen Zufall! Beim Spazierengehen wollte ich, als ich die Kirchturmglocken die volle Stunde schlagen hörte, eigentlich umdrehen, um pünktlich wieder zu Hause zu sein (das wäre eine Verstandesentscheidung gewesen); aber es zog mich so stark in die andere Richtung, was einen deutlichen Umweg bedeutete. Ich habe diesem Drängen nachgegeben, und siehe da, landete auf die Sekunde genau an der einzig möglichen Stelle, wo wir uns treffen konnten. Der Mensch denkt, und GOTT lenkt . . .