
s ist erst Mitte der Woche, Kühlschrank schon wieder leer – und morgen ist auch noch Feiertag – also rechtzeitig timen, dass ich vor Geschäftsschluss noch zum Einkaufen radle. Nicht nur Kühlschrank, auch die Geldbörse ist ohne wertgebenden Inhalt, und da es hier am Ort keinen passenden Bankomaten gibt, muss ich also noch vor 18:00 Uhr auf die Post zum Geld holen. Spätnachmittag, die Arbeit zieht sich hin, 17:30, dann blinken die roten Warnlampen – 17:45! Jetzt aber nichts wie weg! Vor Glockenschlag stehe ich vor der Eingangstür der Post – nanu, alles so dunkel? Schwungvoll möchte ich die Tür öffnen – nichts geht. Die Tür ist abgesperrt. In mir fängt es an zu kochen. Was soll das? Dann der Blick auf die Informationstafel rechts neben der Tür: Unsere Öffnungszeiten Mo – Fr bla bla bla, Mi Nachmittag geschlossen. Aha. Vor Monaten stand ich schon einmal Mittwochs vor verschlossener Tür. Wer kann sich das denn merken? Was tun? Eine Fastenkur einlegen? Mich ärgerte vor allem, wenn ich umsonst vom Berg heruntergeradelt wäre . . . und nachher noch hinauf! Was tun? Was sagt die Intuition? Sie sagt: sei mutig, und geh’ ohne Geld einkaufen; sei demütig, und bitte um Kredit. Also, ich geh’ zum Obst- und Gemüsehändler, bei dem man nur bar bezahlen kann, und lächle ihm ins Gesicht: „Ich möchte bitte einen Kredit beantragen”. Er verzieht den Mund zu einem Schmunzeln (er kennt seine Papenheimer), und meint: „Kein Problem, wir müssen uns nur über den Zinssatz einigen.” Nun gut, die 3 Tage bis zum Wochenende werd’ ich jeden Zinssatz verkraften. Summa summarum, für 30 € hab’ ich eingekauft, mit den 37 Cent Schulden vom letzten Mal sind das also 30,37 €. Die 3 und die 7, das sind meine Zahlen! Versteht man, wie vielfältig die Prüfungen der Tagesschule angelegt sind? Zwei Entscheidungssituationen [(1) Posttüre und (2) Einkauf], die folgende seelische Prüfungen beinhalten: Positiv-Negativ-Prüfung (1), Mut-Prüfung (1 und 2), Demut-Prüfung (1 und 2), Selbstbewußtsein (2), Gesellschaftsprüfung, unbelastet und natürlich sein, sich nicht unnötig tarnen „Was denken die anderen Einkaufenden von mir?” (2), und natürlich Ehrlichkeit; das Vertrauen des Gemüsehändlers werden wir nicht enttäuschen, ist ja klar, denn wir wollen ja schließlich die karmischen Verstrickungen auflösen, und keine neuen in die Welt hineinsetzen…